•   Der LifestyleBlog von Gesiba   •

Mut tut gut – eine Reise außerhalb der Komfortzone

Mut begegnet uns in vielen Formen. Im Kleinkind, das vom 1-Meter-Brett ins Schwimmbecken springt. Im Schüler, der trotz Lampenfieber vor der Klasse ein Referat hält. Im Jugendlichen, der sich traut, anders zu sein. In der Studentin, die in ein anderes Land zieht. Im Vater, der beschließt, sich ganztags seiner Rolle zu widmen. In der neuen Kollegin, die offen auf andere Menschen zugeht. Im Vorgesetzten, der einen eignen Fehler benennt. In der Partnerin, die ein Treffen absagt, um einen Abend für sich zu haben. Im Mann, der sich für einen angefeindeten Nachbarn einsetzt. In der Frau, die sich in der Mitte ihres Lebens dafür entscheidet, eine neue Karriere einzuschlagen. In der Pensionistin, die sich zum ersten Mal auf eine Fernreise begibt. Im Rentner, der um Hilfe beim Überqueren der Straße bittet. Was diese besondere Eigenschaft ausmacht und wie wir sie trainieren können, explorieren wir in den kommenden Zeilen.

Angst gehört dazu
Laut der Neurowissenschafterin und Achtsamkeitsexpertin Karolien Notebaert bedeutet „mutig zu sein nicht, etwas zu tun, das für einen natürlich ist. Mutig zu sein bedeutet, sich seinen eigenen Ängsten zu stellen und etwas zu unternehmen, auch wenn man sich zurückgehalten fühlt, weil man unsicher oder ängstlich ist“. Dennoch scheint es so, dass Mut dem Menschen nicht in die Wiege gelegt wird. Warum trauen sich die einen viel, die anderen wenig?
In der Hirnforschung haben Untersuchungen gezeigt, dass das von der Aktivität der Amygdala, unserem Angstzentrum im Gehirn, abhängt. Das auch als Mandelkern bezeichnete Gehirnareal spielt „eine sehr wichtige Rolle für unser Überleben. Immer wenn draußen eine echte Gefahr besteht, wird eine Kampf-, Flucht- oder Einfrierreaktion ausgelöst, sodass Sie die Gefahr bekämpfen, vor ihr weglaufen, Sie einfrieren oder Sie sich verstecken, weil Sie Ihre eigenen Emotionen blockieren“. Grundsätzlich ist Angst ein gesundes und sinnvolles Gefühl, „aber in vielen Situationen wird die Amygdala auch dann aktiv, wenn keine wirkliche Gefahr besteht, zum Beispiel wenn man auf der Bühne steht, eine Präsentation hält oder ein schwieriges Gespräch führt“.
Auch bei Angst zählt die Dosis: Problematisch wird es, wenn die Ängste überhandnehmen. Eine bewährte Technik in der Therapie ist die Konfrontation mit den angstauslösenden Reizen, denn die werden im Alltag üblicherweise gemieden. Solche Reize können soziale Situationen (soziale Phobie), weite Plätze (Agoraphobie), enge Räume (Klaustrophobie), große Höhe (Akrophobie), Schlangen (Ophidiophobie), Clowns (Coulrophobie) oder gar Wasser (Hydrophobie) sein. Phobius, das Phobie-Zentrum Wien, hat sich auf die Behandlung von Phobien, Ängsten und Panikattacken spezialisiert und setzt dabei auch auf virtuelle Realität: Durch diesen innovativen Ansatz können die Betroffenen es wagen, in Exposition zu gehen und in einem Konferenzsaal eine Rede zu halten, Blut abzunehmen oder ein Flugzeug zu besteigen – und zugleich zu hundert Prozent auf sicherem Boden und in den guten Händen der PsychologInnen begleitet zu werden.

Scheitern als Lernen sehen
Mutig zu sein bedeutet letztendlich, aktiv und handlungsfähig zu bleiben. Das können wir dadurch trainieren, dass wir mit Gewohnheiten sanft brechen. Eine neue Kleidungsfarbe ausprobieren. Ein neues Kaffeehaus anstelle des Stammcafés besuchen. Oder im Restaurant etwas bestellen, das wir noch nie gegessen haben. Wie in der Therapie geht es auch im Alltäglichen um kleine Schritte. Das mag beim Lokalbesuch einfacher sein als bei sozialen Situationen wie dem Halten einer Präsentation. Hier spielt oft der eigene Perfektionismus eine Rolle. Hinter ihm steckt meist eine Angst, zu versagen. Anstatt den Schulaufsatz zu schreiben und sich einem möglichen Scheitern zu stellen, schieben wir die Aufgabe hinaus. „Wer immer wartet, bis die Bedingungen perfekt sind, oder von sich selbst verlangt, sein Ziel genau zu kennen, wird keinen Schritt weiterkommen“, macht die Diplom-Psychologin Christa Schirl „Mut zu neuen Fehlern“.
Dass ein positiver Umgang mit Fehlern ein Rezept zum Erfolg ist, haben auch Unternehmen und Institutionen erkannt. So hat die Wiener Stadtverwaltung die No-Blame-Kultur ins Leben gerufen. Das Projekt fördert den konstruktiven Umgang mit Fehlern im Kontext einer wertschätzenden Fehlerkultur und einer
funktionierenden Organisationsstruktur. Das Angebot umfasst Broschüren sowie Kurse für Führungskräfte und Dienststellen. Thematisiert werden Fehlerarten,
Ansätze zum Umgang mit Fehlern und Grenzen zu Straftaten. 2019 hat die Stadt Wien damit den Verwaltungspreis in der Kategorie „Der Arbeitgeber ‚Öffentlicher Dienst‘ bleibt fit für die Zukunft“ gewonnen. Dass Fehler auch ein humoristisches, abendfüllendes Programm sein können, beweisen die Fuckup Nights. Bei jeder Veranstaltung präsentieren drei bis vier Vortragende im Pecha-Kucha-ähnlichen Präsentationsstil – das heißt 10 Folien in 10 Minuten – ihre Misserfolge. Das Format wurde Ende 2012 in Mexiko gestartet und hat 2014 zum ersten Mal in Wien stattgefunden.

Wiener Mutproben
Angst kann auch etwas Lustvolles haben – das zeigt sich im Alltag in unserer Faszination für Krimis, Thriller und das Horrorgenre. Wer in Wien auf der Suche nach besonderen Adrenalinkicks ist, wird schnell fündig. Erste Anlaufstellen sind die Vergnügungsparks wie der Böhmische Prater und der Wiener Prater – in letzterem verschafft die Adrenalin-Card vergünstigten Zutritt zu sieben Fahrgeschäften. Enthalten sind drei verschiedene Achterbahnen, Horror-Geisterbahnen und spektakuläre Ringelspiele. Teamgeist kann bei Escape-the-Room-Angeboten unter Beweis gestellt werden – hier hat die Gruppe eine Stunde Zeit, Rätsel zu lösen, um sich aus einem Raum zu befreien. Rekordverdächtig ist auch dieses Action-Highlight: Ursprünglich für das Training von Fallschirmjägern entwickelt, ist der Flying Fox bei der Donaumarina die weltgrößte mobile Seilrutsche (hier verlosen wir drei Tickets). Besonders bunt wird es im Herbst gleich ums Eck. Beim Red Bull Flugtag im Herbst liefern sich Dutzende Teams die kreativste Weitenjagd des Jahres.

Den Mutmuskel trainieren
Die Entwicklungspsychologie sieht in sinnvollen Mutproben keine kindischen Spielereien oder unnützen Gefährdungen, sondern vielmehr einen wesentlichen
Beitrag zur Formung der Persönlichkeit. Denn bei der Verfolgung der eigenen Lebensziele stößt der Einzelne immer wieder auf Hindernisse und Widerstände – um hier konsequent zu bleiben und in Konfliktsituationen in Öffentlichkeit und Beruf selbstbewusst aufzutreten, hilft es, zu üben.
Das dachten sich auch die OrganisatorInnen der Veranstaltungsreihe RealTalk, auch bekannt aus der Puls-4-Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“. In diesem
Eventformat erzählen drei Vortragende in jeweils 15 Minuten von Lebensweisheiten, die nicht in der Schule zu lernen sind. So hat die Ordensfrau Schwester Angela über Dankbarkeit als Quelle ihrer Freude gesprochen, der Investmentpunk Gerald Hörhan über Finanzirrtümer und der Chocolatier Josef Zotter über die Entschlossenheit, anders als die anderen zu sein. Um die Menschen auch abseits der Vorträge im alltäglichen Leben zu ermutigen, haben sie die Mutbox entwickelt. In dieser kleinen Schachtel befindet sich für jede Woche im Jahr eine Karte mit einer kleinen Challenge, die dabei hilft, aus der eigenen Komfortzone zu gehen, und 52 Zitate, die darin bestärken. Waren Sie zum Beispiel schon einmal allein im Kino? Haben Sie eine fremde Person schon einmal nach ihrem größten Traum gefragt und aufmerksam zugehört? Wann haben Sie sich zuletzt getraut, „Nein“ zu sagen?

Ob durch ermutigende Challenges wie ein Kinodate mit sich selbst, ein neues Lokal auszuprobieren, mit einer Hochschaubahn zu fahren oder sich in einer virtuellen Realität mit dem furchteinflößenden Anblick einer Spinne zu konfrontieren – wichtig ist, nicht erst auf die Lust zu warten, sich dieser Aufgabe zu stellen, sondern nach dem Motto „Der Appetit kommt mit dem Essen“ aktiv zu bleiben. Welche Wege es gibt, in herausfordernden Zeiten Mut zu finden zeigen praxisnahe und alltagstaugliche Tipps hier.

Inspirationen

Angstfrei leben
Phobius, das Phobie Zentrum Wien, hat sich auf die Therapie von Phobien, Ängsten und Panikattacken spezialisiert.
Mo-Do, 8-20h, Fr 8-18h, Sa auf Anfrage
Mariahilfer Straße 88A/2/6, 1070 Wien
www.phobius.at

Gute Fehlerkultur
Fuckup Nights verfolgen die Vision, Scheitern politisch, gesellschaftlich und persönlich zu entstigmatisieren.
Bei jeder Veranstaltung präsentieren drei bis vier Speaker ihre Fuckups.
Infos zu aktuellen Events gibt es unter www.fuckupnights.at

Mutiger in einem Jahr
Die Mutbox beinhaltet für jede Kalenderwoche eine Aufgabe, die dabei hilft, aus der eigenen Komfortzone zu gehen, und 52 Zitate die darin bestärken.
Die in Österreich designte und hergestellte Box kostet 26,90 Euro und ist hier erhältlich: www.realtalk.at/produkt/mutbox/

 

Foto: Shutterstock

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