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Zukunftstrend Upcycling: Aus Liebe zu den Dingen

Ein verstimmter Klavierflügel wird zum Regal, ein altes Mehlsieb zum originellen Hocker, und aus Fahrradfelgen werden Lampen: Sascha Johannik und Romana Fürst haben einen untrüg­baren Blick für das Schöne, das sich hinter abgeplatztem Lack verbirgt, und nützen ihre ganze Kreativität für das Upcycling von nicht mehr Gebrauchtem. In ihrem Kellerwerk werden auch Möbel repariert, umgebaut und ausgebessert. Vorbild: Afrika.

 

Was hat das Kellerwerk mit Afrika zu tun?

Sascha: Ich war mit Anfang 20 für zwei Jahre in Afrika, wo ich zum ersten Mal mit extremer Nachhaltigkeit in Berührung gekommen bin. Die Menschen in den Dörfern waren sehr arm und haben ver­sucht, mit dem auszukommen, was sie hatten. Und aus allem, was sie gefunden haben, haben sie etwas gebaut. Aus Ölfässern haben sie ihre Dächer gemacht und mit dem Gummi von alten Autoreifen abgedichtet. Sogar kaputte Flipflops wurden wieder repariert. Zurück in Österreich wollte ich das gerne in Wien umsetzen.

Und dann kam Romana dazu …

Romana: Ja, wir sind ja beide gelernte TischlerInnen und kennen uns schon aus der Schule. Ich habe Sascha von Anfang an unter­stützt, war mit ihm auf Messen dabei, kurz darauf bin ich voll in das Kellerwerk eingestiegen. Ich konzentriere mich eher auf die Polster­- und Näharbeiten, lackiere aber auch oft – je nachdem, was anfällt –, und Sascha macht vor allem die Holzarbeiten.

Was motiviert Sie, alte Dinge in Neues zu verwandeln?

Romana: Es gibt viele schöne Dinge, bei denen es wirklich schade ist, sie wegzuwerfen. Ich will den Menschen wieder zeigen, dass man einen alten Stuhl retten kann, anstatt einen neuen zu kaufen. Und ich liebe es, dass ich bei dieser Arbeit so kreativ sein kann.

Sascha: Für mich steht auch der Nachhaltigkeitsgedanke im Vor­dergrund, und es macht mir einfach Spaß, Dinge wieder herzurich­ten oder ihnen eine neue Verwendung zu verleihen. Da kann ich mich austoben. Als Tischler in einer großen Firma müsste ich 80 Tische bauen, die alle gleich aussehen. Bei uns ist jedes Stück ein Einzelstück.

Wo holen Sie sich Ihre Ideen?

Sascha: Manchmal haben wir einfach eine Idee im Kopf und wollen das dann bauen. Teilweise stolpern wir auch über inte­ressante Dinge, aus denen wir etwas Neues machen. Ich bin zum Beispiel einmal an einer Baustelle vorbeigegangen, wo ausgebaute alte Kastenfenster herumstanden, die ich mitnehmen durfte. Wir haben einen Korpus für ein Kasterl gebaut, und aus den Fenstern wurden dann die Türen dafür.

Romana: Oder dieses alte, kaputte Mehlsieb vom Flohmarkt. Die Holzfarbe war sehr schön, und wir dachten, irgendetwas wird uns schon einfallen. Also haben wir es mitgenommen, repariert und dann einen Hocker daraus gebaut.

Auf welches Stück sind Sie denn besonders stolz?

Sascha: Wir haben regelmäßig Stücke, die wir uns am liebsten nach Hause mitnehmen würden. Im Moment machen wir gerade Tischlampen aus alten Fahrradfelgen. Die gefallen uns persönlich gerade sehr gut.

Romana: Und einmal haben wir für eine liebe Dame aus ihrem alten Klavierflügel ein Regal gebaut. Das Klavier war so verstimmt, dass man es nicht mehr retten konnte. Die Dame ist aber sehr daran gehangen und hat uns gebeten, etwas daraus zu machen. Das Regal ist wunderschön geworden und die Kundin war sehr glücklich damit.

Gab es auch schon Enttäuschungen?

Sascha: Es kommt immer wieder vor, dass etwas nicht so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben. Da gab es diese schöne alte Holzlade. Ich habe mich schon sehr darauf gefreut, ein kleines Möbelstück daraus zu machen. Und als ich das erstemal hineingebohrt habe, ist alles zerfallen. Die Lade war komplett vom Holzwurm zerfressen.

Was ist denn der Reiz an alten Möbeln?

Sascha: Das Design, die Haptik, das Massivholz … das weiß man zu schät­zen. Wer ein solches schön hergerichtetes Stück kauft, hat das noch sehr lange.
Romana: Ein Billigtisch aus dem Möbelhaus wird schnell weg­geworfen. Den kann man oft auch gar nicht mehr reparieren. Die ganz alten Stücke kann man aber immer wieder verleimen und schön herrichten, weil sie gute Qualität haben und wahrschein­lich auch teuer waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass so ein Möbel­stück dann auf dem Müllplatz landet, ist sehr gering.

Upcycling- Unternehmen gibt es ja schon einige in Wien. Wird das langsam zum Trend?

Romana: Als wir begonnen haben, gab es erst drei oder vier Upcycling-Geschäfte. Jetzt sind es sicher um die zwanzig. Ich finde es ja großartig, dass sich immer mehr Leute dafür begeistern.

Sascha: Je mehr Geschäfte das machen, desto mehr Menschen werden darauf aufmerksam. Wir sehen uns da auch als Ideengeber: Kunden, die sich bei uns umschauen, kommen dabei auf gute Ideen, wie sie ihre eigenen alten Stücke wieder aufpolieren können.

 

 

Romana Fürst und Sascha Johannik

haben beide das Tischlerhandwerk gelernt. Seit 2014 führen sie das Kel­lerwerk in der Gumpendorfer Straße, wo sie alte Möbel wieder auf Hoch­glanz bringen und aus alten Dingen Neues kreieren.

 

Fotos: ©Kellerwerk

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