Der Lichtspieler
Das Handwerk der Glasmacherei ist zweitausend Jahre alt, heute aber selten geworden. Einer, der es noch von der Pike auf gelernt hat, ist Robert Comploj. In seinem Atelier in Währing erschafft er gemeinsam mit seinem Team faszinierende Meisterwerke aus Glas, die nicht nur in Galerien in New York, London und Berlin zu bewundern sind, sondern zum Beispiel auch am Formel-1-Ring in Spielberg. Was alle diese Einzelstücke gemeinsam haben: Sie sind ein Spiel von Farbe und Licht.
„Das Licht ist ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Glasobjektes.“
Robert Comploj
Sehen Sie sich als Handwerker oder eher als Künstler?
Ich wende das Handwerk der Glasmacherei an, bin aber eigentlich eher Bildhauer, also Künstler.
Was ist es, das Sie an der Arbeit mit Glas so fasziniert?
Die Ruhe beim Arbeiten. Ich bin dann ganz im Moment, kann das Stück ja nicht wegstellen oder kurz Pause machen, sondern muss fokussiert dranbleiben, bis es fertig ist. Ich liebe auch die Viskosität des heißen Materials. Dabei zuzuschauen, wie es sich formt, ist sehr befriedigend. Romantisieren möchte ich die Glasmacherei trotzdem nicht. Eigentlich ist das eine sehr harte Arbeit mit großen Herausforderungen. Das Material ist schwierig, und du weißt nie, wie es sich verhalten wird. Genau das mag ich aber daran.
Wie sind Sie zum Glaskünstler geworden?
Ursprünglich bin ich gelernter Tischler, wollte aber immer die Glasbläserei lernen. Die einzige Möglichkeit dazu gab es in den USA, wo ich dann in Kursen das Handwerk gelernt habe. Danach bin ich 10 Jahre lang auf die Walz gegangen, habe in den Vereinigten Staaten, in London, Australien und Dänemark gearbeitet und immer wieder Fortbildungen gemacht. Zurück in Österreich habe ich die Gesellenprüfung abgelegt und bin eine Weile auch selbst Lehrer gewesen. Seit 2017 habe ich mein Atelier mit Schauwerkstatt und Galerie in Wien mit mittlerweile fünf Mitarbeitern.
Was produzieren Sie in Ihrem Atelier?
Einerseits produzieren wir unsere eigenen Stücke wie Vasen, Weihnachtskugeln, Schalen und Kunstobjekte. Andererseits fertigen wir zum Beispiel Luster für exklusive Shops und Hotels an und werden immer wieder für die Museumsgestaltung angefragt, wenn man besondere Gläser braucht. Wir verkaufen viel ins Ausland, gut verpackt in großen Holzkisten – der Transport von Glas ist dabei eine eigene Philosophie. Zusätzlich kooperieren wir oft mit KünstlerInnen. So haben wir zum Beispiel gigantische Glasperlenketten für eine Ausstellung von Michela Ghisetti in der Albertina angefertigt, und auch 9 Glasskulpturen von Nives Widauer sind in unserem Studio entstanden.
Wie sieht denn ein typischer Tag in der Werkstatt aus?
Wir arbeiten mit verschiedenen Techniken. Speziell für Installationen brauchen wir unterschiedliche Arten der Verarbeitung. Das Glasblasen ist dabei nur ein Teil der Arbeit. Wir nutzen auch Werkzeuge, um das Glas zu formen. Bei komplexen Installationen, wie jener am Red Bull Ring, braucht es auch viel Planung und eine genaue Berechnung. Da müssen alle Elemente am richtigen Platz zusammengebaut und richtig gedreht werden, bis alles passt. Auch Schleif- und Hängearbeiten gehören also zu unserer Arbeit.
Welche Rolle spielt das Licht bei der Glasmacherei?
Das Licht ist ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Glasobjektes. Je nach Lichteinfall sieht man die verschiedenen Seiten des Glases. Auch die Lichtbrechung muss beachtet werden. Sie hängt von der Form und der Lichtquelle ab und spielt eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung von Lustern oder größeren Installationen. Sie sollen ja schön leuchten und den Raum mit Lichtstrahlen überfluten.
Sie sind auch in den sozialen Medien aufgefallen.
Ja, da haben wir mit unseren Street-Art-Videos ein wenig Aufsehen erregt. Wir wollten mit unseren Performances den Menschen den Werkstoff Glas näherbringen. Das hat Spaß gemacht. Das erfolgreichste Video wurde von 200 Millionen Menschen gesehen. Trotzdem reizt es mich viel mehr, ein Stück zu fertigen, mit dem der/die KundIn zufrieden ist, das ihm/ihr gefällt und mit dem er/sie eine Freude hat.
Auch in Workshops bringen Sie den Menschen das Glas näher …
Ja, wir laden regelmäßig zu Glasbläserkursen für AnfängerInnen und für Fortgeschrittene ein. Es ist immer ein faszinierendes Erlebnis, wenn man zum ersten Mal ein selbstfabriziertes Objekt aus Glas mit nach Hause nehmen kann.
Beitragsbild: © Studio Comploj
Robert Comploj ist international bekannter Glasbläser. Seine Glashütte mit Schauwerkstatt und Galerie steht in Währing in der Martinstraße 28.