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Wohnen zur freien Entfaltung

Ein gelungener Wohnbau lässt den einzelnen Menschen genug Raum, um sich selbst und seine Bedürfnisse frei entfalten zu können. Er ermöglicht aber auch das Zusammenkommen und die Interaktion mit anderen BewohnerInnen. Denn auch wenn man Tür an Tür lebt, ist es kein Nebeneinander, sondern immer ein Miteinander.

Die ÖsterreicherInnen verbringen gerne Zeit zuhause. Das lässt sich ganz pauschal und über Bundesländergrenzen hinweg so sagen. Studien bestätigen das. Im Schnitt ist es die Hälfte des Tages, und an Wochenenden sind es sogar bis zu 16 Stunden pro Tag. Warum das so ist? Nun ja, zuhause kann man so sein, wie man möchte. Man muss sich nicht verstellen und kann seine Bedürfnisse frei ausleben. Außerdem kann man den eigenen Raum nach Belieben gestalten und die Wohnung so einrichten, wie man gerne möchte. Die Grundvoraussetzung dafür entsteht schon während der Planung eines Wohnbaus. Wohnungen mit Räumen zu schaffen, in denen sich zukünftige BewohnerInnen völlig frei entfalten können, ist die Aufgabe von Franz Moses Driendl. Gemeinsam mit seinem Vater Georg leitet er driendl*architects. Das Architekturbüro liegt auf der Mariahilfer Straße und entwickelt prototypische Lösungen für Gebäude. Wohnbauten spielen dabei eine zentrale Rolle. Franz Moses Driendl ist überzeugt: „Eine bestmögliche Entfaltung kann nur durch eine möglichst flexible und auch anpassbare Nutzung verwirklicht werden.“ Ein einfaches Beispiel dafür ist die Aufteilung der Wohnräume. „Natürlich kann eine Person allein nicht schon den Wohnraum anmieten, der zu einem späteren Zeitpunkt zum Beispiel für eine vierköpfige Familie gebraucht wird. Jedoch kann Wohnraum auch auf sich verändernde Lebensumstände leichter oder schwerer anpassbar geplant werden.“ Dass das nicht immer so leicht ist, wie es vielleicht klingen mag, weiß Driendl auch: „Gerade beim mehrgeschoßigen Mietwohnbau ist der Kostenrahmen meist sehr eng. Da stellt das Ganze schon eine große Herausforderung dar.“ Da bei der Planung nicht direkt auf persönliche Bedürfnisse der zukünftigen BewohnerInnen eingegangen werden kann, ist es besonders wichtig, möglichst alle einschließend zu planen. „Man versucht, im Planungsprozess so inklusiv wie möglich vorzugehen, um keine Barrieren und eine freundliche und angenehme Umgebung für ein gemeinsames Wohnen zu schaffen“, so Driendl. 

Nicht allein zuhause

Die Adaptionsfähigkeit von Wohnungen ist wichtig, denn es zeigt sich: Die ÖsterreicherInnen sind nicht gerne allein daheim. Wer mit einem/einer PartnerIn im gemeinsamen Haushalt lebt, verbringt mehr Zeit zuhause als Menschen, die ohne PartnerInnen leben. Auch Menschen mit Kindern verbringen unter der Woche mehr Zeit daheim als Menschen ohne Kinder. Und auch mit der Haushaltsgröße steigt die zuhause verbrachte Zeit. Gerade in Wohnbauten in urbanen Gegenden ist man sowieso nie allein zuhause. Und das ist durchaus positiv gemeint. Auch wenn die eigene Wohnung als Rückzugsort dient, so sind NachbarInnen immer vorhanden und stellen eine wichtige soziale Ressource dar. Egal ob es nur ein kurzer Gruß am Gang oder ein gemeinsam veranstaltetes Nachbarschaftsfest ist.

Wiener Gemeindebau

Die Urform dieses gemeinschaftlichen Wohnens und Lebens in Wien war und ist der Gemeindebau. Der Metzleinstaler Hof im fünften Gemeindebezirk war der erste seiner Art und wurde 1923 fertiggestellt. Von Beginn an existierte die Idee, nicht nur leistbaren Wohnraum, sondern auch Orte der Begegnung zu schaffen. Denn egal ob es die mehr als 5.000 mietbaren Geschäftslokale, die 1.300 Spielplätze oder die rund 5.600 Waschküchen sind, es handelt sich dabei immer um soziale Orte, an denen Interaktion entsteht. Davon ist auch Architekt Franz Moses Driendl überzeugt: „Solche Gemeinschaftsräume mit spezieller Nutzung – dazu zählen natürlich auch Kinderspielräume oder Sozialräume – stellen einen zusätzlichen Raum der Begegnung dar. Sie können zu einem positiveren sozialen Umfeld führen.“ Damit das gelingt, sollten einige Grundvoraussetzungen geschaffen werden. Denn es ist von großer Bedeutung, dass diese Räume auch gerne betreten und genutzt werden. Darum sollten sie „leicht erreichbar und gut positioniert sein und nicht etwa im 2. Untergeschoß liegen.“ Die Gestaltung sollte hell und freundlich sein und die Räume gut einsehbar. Das gibt den NutzerInnen auch ein Gefühl von Sicherheit. „Gerade in größeren Wohnanlagen können solche Gemeinschaftsräume zu einem Kennenlernen beitragen und somit die Bildung einer funktionierenden Hausgemeinschaft begünstigen.“ Wie Gemeinschaftsräume den BewohnerInnen auch zur vollkommen freien Entfaltung dienen können, zeigte sich im GESIBA Wohnpark Alterlaa bereits in den 1970er-Jahren. Denn neben Schwimmbädern am Dach, Hallenbädern und Saunen befinden sich auch 32 Klubräume in dem Gebäudekomplex, die als Tanz- oder Modellbauklub dienen, aber auch von einem Briefmarkenverein und dem weltweit einzigen Freddy-Quinn-Museum genutzt werden.

Moderne Nutzung

Dass sich die Anforderungen an solche gemeinschaftlich genutzten Räumlichkeiten stark und teilweise auch recht schnell verändern, ist klar. Darum wird beim Neubau von GESIBA-Wohnprojekten darauf geachtet, dass die Gemeinschaftsflächen für möglichst viele der potenziellen NutzerInnen passend sind, um eine gemeinsame Entfaltung zu ermöglichen. Auch eine schnelle und einfache Adaptierung der Räume wird mitgedacht. Im Optimalfall kann diese von den BewohnerInnen selbst durchgeführt werden. Denn ein immer größer werdender Wunsch nach Partizipation bei der Gestaltung von gemeinschaftlich genutzten Flächen ist eindeutig erkennbar.

Allgemeinräume als Faktor

Für Architekt Driendl sind es aber nicht unbedingt die speziellen Gemeinschaftsräume, die den größten Teil zur Schaffung einer Hausgemeinschaft beitragen: „Meiner Meinung nach sind die ganz herkömmlichen Allgemeinräume – wie Gänge und das Foyer oder aber auch der Fahrrad- und Kinderwagenabstellraum – noch viel wichtiger.“ Schließlich werden diese Orte jeden Tag – oft mehrmals – betreten und durchgangen. „Darum ist es besonders wichtig, dass sie freundlich gestaltet sind, dort ein angenehmes Raumklima herrscht und sie im besten Fall auch von Tageslicht durchflutet sind.“ Das diese Allgemeinräume einen nicht zu unterschätzenden Faktor darstellen, hat auch schlicht damit zu tun, dass sie in jedem Wohnbau vorhanden sind. Auch dort, wo kleinere Kostenrahmen die
Schaffung von zusätzlichen Gemeinschaftsräumen nicht zulassen.

Größer gedacht

Um eine bestmögliche Entfaltung der einzelnen BewohnerInnen – auch in der Gemeinschaft mit den NachbarInnen – zu ermöglichen, sollte aber bereits vor der Planung von einzelnen Wohnbauprojekten angesetzt werden. Denn auch die gemeinschaftlich genutzten Freiflächen außerhalb der Wohnbauten spielen eine zentrale Rolle. Davon ist auch Franz Moses Driendl überzeugt: „Im Wohnbau und speziell in neugeplanten Wohnbauarealen mit vielen BewohnerInnen stellt der Freiraum ein extrem wichtiges Element der Verknüpfung und Einbindung der Bebauung vom privaten Bereich in den öffentlichen Bereich dar.“ Grünflächen sind dabei eine besonders sinnvolle Lösung, da sie gleich mehrere Zwecke erfüllen. „Sorgfältig geplante und großzügig ausgelegte Begrünungen sind nicht nur eine essenzielle ökologische Notwendigkeit, weil sie ein besseres Mikroklima in der direkten Umgebung kreieren, sondern sie sind eben auch Orte des Aufenthalts und somit des ungezwungenen Treffens und der Begegnung außerhalb der Häuser.“ Und davon kann es eigentlich nie genug geben. Das sieht auch Driendl so: „Wichtig ist dabei, nicht nur die gesetzlich bestimmten Mindestflächen für Kinder- und Jugendspiel zu errichten, sondern darüber hinaus möglichst große Grünräume mit einer hohen Aufenthaltsqualität zu schaffen.“
Egal ob Grünfläche im Freien, Gemeinschaftsräume in Wohnbauten oder einzelne Zimmer in den jeweiligen Wohnungen, wichtig ist es immer, dass bereits bei der Planung an die Menschen gedacht wird, die diese Räume einmal nutzen werden. Ihre Bedürfnisse müssen antizipiert werden, um ihnen eine bestmögliche persönliche und gemeinschaftliche Entfaltung zu ermöglichen.

Zur Person: Franz Moses Driendl ist Architekt, er lebt und arbeitet in Wien. Gemeinsam mit seinem Vater Georg leitet er die driendl*architects ZT GmbH. Diese wurde 1996 gegründet und ist ein in Wien und Tirol ansässiges, international tätiges Architekturbüro. Georg und Franz Driendl entwickeln gemeinsam mit ihrem Team prototypische Lösungen für Gebäude, Infrastruktur, Umwelt, Stadt und Möbel.

Die Diplomarbeit von Franz Moses Driendl zu Mutabler und beweglicher Architektur für KünstlerInnen der Gegenwart in Wien als Video.

Copyright: Portrait – Theresia Kaufmann // Beitra – AnnABlaU

 

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