•   Der LifestyleBlog von Gesiba   •

Weniger ist mehr. Platz fürs Wesentliche schaffen.

„Kauf dich glücklich.“ Geht das? Nein, meint die sich immer größerer Beliebtheit erfreuende Bewegung des Minimalismus. Durch die freiwillige Reduzierung des eigenen Besitzes versteht sie sich als Konsumkritik. Dass es bei diesem Streben nach dem einfachen, selbstbestimmten Leben aber um viel mehr – nämlich die Steigerung der eigenen Lebensqualität und -freude – geht, erkunden wir in den folgenden Absätzen.


Kleiner ist feiner

Beim Durchstöbern von Anleitungen dazu, wie das eigene Leben minimalistischer gestaltet werden kann, ist der erste Tipp: Entrümpeln. Denn wer lernt, sich von unnötigem Krempel zu trennen, wird schnell erleben, dass es sich ohne dem mindestens genauso gut leben lässt. Damit dieses Von-Dingen-Loslassen leichter zur Routine wird, zahlt es sich aus, sich verschiedene Methoden und Systeme anzueignen. Im Interview verrät Ordnungscoach Desiree Schweiger kleine, aber wirksame Kniffe, um ins Tun zu kommen und am Ball zu bleiben. Auch das eigene Kopfkino könne dabei helfen: „Oft sage ich meinen Kundinnen und Kunden, sie sollen sich vorstellen, einkaufen zu gehen, zum Beispiel im eigenen Kleiderschrank, dies kann ruhig mit guter Musik begleitet werden. Es bleibt nur jene Kleidung, die ‚erneut‘ eingekauft wird, vom Rest kann man sich dann verabschieden.“ Am Ende ginge es darum, nur all jenes zu behalten, was einem Freude bereitet.

Damit wir den gewonnenen Raum nicht wieder mit neuen Dingen zustellen, ist eine Vereinfachung des Wohnumfelds hilfreich. Genau hier setzt die Tiny-House-Bewegung an, denn ihre Häuser sollen mobil, klein und hochfunktional sein. Das alltägliche Leben soll auf 15 bis 45 Quadratmeter Platz finden. Das klingt auf den ersten Blick wenig, doch zeigen die vielen kreativen Konzepte der Hersteller, dass hier auf nichts verzichtet werden muss. Bei WOOD CUBE und BLU können einzelne Module für die eigenen Bedürfnisse passend konfiguriert werden. Falls sich die Wohnbedürfnisse über die Zeit verändern sollten, zeigen sich die CommodMinihäuser besonders flexibel – denn sie wachsen bei Bedarf einfach mit. Wohnwagon stattet seine kleinen Holzwägen auf Wunsch auch vollautark aus. Damit das Leben mit Bio-Toilette, PV-Inselanlage, Grünkläranlage, stromloser Espresso-Maschine und vielem mehr greif- und spürbarer wird, bietet Wohnwagon an mehreren Standorten in Österreich, Deutschland und der Schweiz Probewohnen an.
 
Bewusstes Entschleunigen

Eine angenehme Begleiterscheinung davon, weniger zu besitzen und weniger zu konsumieren, ist, dass sich dadurch auch die eigenen Ausgaben reduzieren. In anderen Worten: Minimalisten gewinnen so finanziellen Spielraum. Wenn dieser dazu genutzt wird, die Arbeitszeit bewusst zu verringern, dann wird das „Downshifting“ genannt. Das Ziel davon: ein selbstbestimmteres, erfüllteres Leben. Die gewonnene Zeit kann dann in eigene Handwerk- und Kunstprojekte sowie durch Nachbarschaftshilfe oder ein Ehrenamt in die Gemeinschaft einbracht werden. Dass so ein Lebensstil auch heißumworbene Fachkräfte anziehen kann, hat das oberösterreichische Unternehmen eMAGNETIX erkannt. Die Online-Marketing-Agentur hat 2017 die 30-Stunden-Woche eingeführt – und das bei Vollzeit-Gehalt. Weil dadurch die Produktivität, die Kreativität und die Zufriedenheit der MitarbeiterInnen gestiegen ist, wurde das Modell nach der Testphase bis heute beibehalten. Dadurch hat sich zugleich ein neues Geschäftsfeld in der Unternehmensberatung aufgetan: Mittlerweile unterstützt eMAGNETIX andere Unternehmen darin, es ihnen gleichzutun.
 


Diese Abkehr von einer arbeitsdominierten Lebensführung soll ebenso zu einer Entschleunigung führen. Besonders in der digitalen Welt wollen ständig unterschiedliche Programme, Medien und Geräte unsere Aufmerksamkeit erhaschen. Mit einem „Digital Detox“ können wir uns bewusst eine Auszeit von dieser Reizüberflutung nehmen. Wichtig ist, smartphonefreie Zonen (z. B. das Schlafzimmer) sowie Zeiten (nach dem Aufstehen, vor dem Zubettgehen) einzurichten. Aber auch der Rückgriff auf analoge Lösungen kann Abhilfe schaffen: Anstatt sich vom Smartphone in den Tag bimmeln zu lassen, erfüllt ein Wecker diese Funktion genauso gut – und das ganz ohne weitere Pushnachrichten. Apps wie Digital Wellbeing“ von Google, Apples „Bildschirmzeit“ oder „Forest“, die für jede ununterbrochene Fokuszeit einen digitalen sowie einen analogen Baum pflanzt, begleiten auf dem Weg zur digitalen Balance im Alltag.
 
Zurück zu den Wurzeln

Die Reduktion des eigenen (digitalen) Konsums geht oft mit einer Rückbesinnung zur Natur einher. Laut der Biophilie-These haben alle Menschen das angeborene Bedürfnis, mit der Natur in Verbindung zu treten. „Das japanische Landwirtschaftsministerium führte „Shinrin-yoku“ (einfach übersetzt „Waldbaden“) schon Anfang der 1980er-Jahre ein und förderte ein millionenschweres Forschungsprogramm, um die medizinische Wirkung des Waldbadens nachzuweisen“, so Angelika M. Gierer, die unter dem Namen „ShinrinYoga“ Waldbaden- und Yogaworkshops anbietet. „Aus den Studien des japanischen Medizinprofessors Qing Li gingen weiters die heilsamen Wirkungen der Wald-Terpene (vereinfacht: pflanzliche Duftstoffe) hervor. Diese erhöhen die Zahl der lebensnotwendigen Killerzellen im Blut und können helfen, Krankheiten abzuwehren und die Produktion von Stresshormonen zu drosseln.“
 
 
Als Weg zur Selbstbestimmung wird das Prinzip der Selbstversorgung von Minimalisten großgeschrieben. Denn wer von sich aus hat, muss nicht konsumieren und: Das einfache Leben lässt sich beim Garteln und Eigenanbauen besonders selbstwirksam erfahren. Besonders im Trend ist dabei die Idee der Permakultur. Ursprünglich wurde sie in den 1970er-Jahren vom Australier Bill Mollison als nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft und Gartenbau entwickelt. Der Kern: natürliche Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur genau beobachten und nachahmen. Mittlerweile hat sich diese Anbauform zu einer Kultur der nachhaltigen Lebensweise und Landnutzung entwickelt. „Permakultur will Erträge erwirtschaften und gleichzeitig möglichst ressourcenschonend sein. Zentral ist also der effiziente Umgang mit Wasser, Energie und Boden“, so heißt es beim Krameterhof, einer Berglandwirtschaft im Salzburger Lungau. Der Hof bietet Permakulturinteressierten regelmäßig Führungen und Seminare sowie einen einjährigen Praxis-Lehrgang an. In Wien kann bei der Permakultur Austria Akademie ein von der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik anerkannter Hochschullehrgang absolviert werden.
 
Zur Ruhe kommen
Letztendlich geht es um einen Haltungswandel. Weg von der Konsum- und Leistungsgesellschaft hin zum Wesentlichen unserer eigenen Existenz. Der Verbindung zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen und zu unserer Umwelt. Viele Religionen und Philosophen der Antike wie Aristoteles sahen in der Einfachheit ein erstrebenswertes Ziel. Und somit kann das Aneignen eines minimalistischen Lebensstils auch zu einer spirituellen Reise werden. Neben Retreats in hippiesken Kommunen erfreuen sich auch immer mehr religiöse Gemeinschaften am erhöhten Interesse am „Kloster auf Zeit“. Hier können die temporären Novizinnen und Novizen – egal ob sie einen religiösen Hintergrund haben oder nicht – mit den Ordensmenschen mitleben. Im regen Austausch oder auch schweigend. Für Draufgänger bietet sich auch die 350 Jahre alte Einsiedelei am Palfen im österreichischen Saalfelden an. Wer hier Eremit sein möchte, verpflichtet sich dazu, in den bewohnbaren Monaten (von April bis November) in dieser Abgeschiedenheit zu leben – und das ohne Strom und ohne fließendes Wasser. Derzeit bewohnt der 63 Jahre alte pensionierte Landwirt Alois Penninger aus Niederbayern die Klause. Sein Beweggrund: „Ich möchte mich im Loslassen ausprobieren.“


Zur Unterstützung im Alltag haben wir Ihnen hier auf unserem Blog eine kleine Übung zum Dopaminfasten vorbereitet. Denn einer der größten Feinde des Glücks ist die „hedonische Anpassung“, das heißt die Tendenz der Menschen, sich an lustvolle Dinge zu gewöhnen und sie daher weniger zu schätzen. Das vorübergehende Aufgeben lustvoller Aktivitäten wirkt dem entgegen und kann somit die Freude an diesen Aktivitäten erhöhen.
 
Inspirationen
 
Wie wir leben könnten

Wohnwagon-Gründerin Theresa Mai schreibt in ihrem Buch über autarkes Wohnen, Unabhängigkeit und Gemeinschaft. Das Buch wird klimapositiv hergestellt, Cradle-to-Cradle gedruckt und bleibt plastikfrei unverpackt. Um 26,90 Euro ist es beim Löwenzahn-Verlag und im Buchhandel erhältlich.


Digitale Balance

Ein Online-Kurs, der achtsamen Medienkonsum für deinen Alltag Schritt für Schritt vermittelt. Über 5 Wochen sollen die TeilnehmerInnen positive Smartphone-Gewohnheiten mithilfe von Psychotherapeutin und Coach Miriam Junge entwickeln. Anmeldung unter: www.microhabit.de
 
Der Biophilie frönen

Angelika M. Gierer bietet Yoga und Waldbaden im Wiener WUK im Wienerwald und im Waldviertel an. Die Workshops können sowohl von Einzelpersonen als auch von Teams oder Schulklassen gebucht werden. Jeden ersten Sonntag im Monat geht es gegen freie Spende von 10 bis 14 Uhr in Neuwaldegg in den Wald. Anmeldung unter: www.shinrinyoga.at
 
Foto: Shutterstock

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