Vom Prater bis nach Penzing:
Die großen Grünflächen von Wien
Regelmäßig wird Wien zu den lebenswertesten Großstädten der Welt gekürt. Das mag an der Stadtentwicklung liegen, an der reichen Kultur und am urbanen Lebensstil, der Modernität und Innovation mit Tradition verbindet. Aber neben allen zivilisatorischen Entwicklungen dürfte dafür wohl auch der hohe Anteil an Grünland, Wald und Natur verantwortlich sein. Mit 51% Grünflächenanteil am gesamten Stadtgebiet erreicht Wien weltweit einen Spitzenwert. Davon profitiert einerseits das Stadtklima – Kühlung, Feuchtigkeit und gute Luft ist auch an den heißen Tagen des Jahres gewährleistet – andererseits erhöht der Grünanteil auch objektiv das Lebensgefühl der Bewohner. Wo es grün ist, ist auch Platz für Freizeit, für Genuss und Sport – und damit für Gesundheit und Ausgeglichenheit. Grund genug, die größten Grüngebiete von Wien einmal näher unter die Lupe zu nehmen.
Wienerwald
Als Ödon von Horváth in den 1920er Jahren seine „Geschichten aus dem Wienerwald” verfasste, hätte er wohl nicht erwartet, dass sich die Grüne Lunge von Wien nur Jahrzehnte später zum beliebtesten und größten Naherholungsgebiet der Wiener entwickeln würde. Heute bevölkern an schönen Tagen Tausende von Spaziergängern, Wanderern, Läufern, Mountainbikern und Naturliebhabern allein jenen Teil des Wienerwaldes, der auf Wiener Gemeindeboden liegt. Aber dabei handelt es sich immerhin um 9.900 Hektar Wald und Wiesen, um fast ein Viertel der gesamten Fläche Wiens, das sich vom Nordosten bis in den Südwesten der Stadt erstreckt: vom Bisamberg über den Kahlenberg, vom Kobenzl zum Exelberg, vom Augustinerwald bis zum Maurerwald nach Rodaun und Kalksburg.
2005 wurde der Wienerwald von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt. Somit ist Wien die einzige Großstadt, die mit dieser Auszeichnung aufwarten kann. Die Wildtierpopulation und der Artenreichtum ist beeindruckend: Neben 2.000 Pflanzenarten ist der Wienerwald ein natürliches Refugium für Rehe, Hirsche, Wildschweine, Dachse, Füchse, Biber, 150 verschiedene Vogelarten und unzählige Amphibien- und Kleintierarten. Nicht zu unterschätzen ist der Wienerwald als Faktor für die hohe Luftqualität in Wien. Neben den Fluren und Wiesen besteht er im Norden hauptsächlich aus Laubwald. Buchen, Eichen und Hainbuchen fühlen sich am Flyschboden offensichtlich wohl. Im Süden hingegen, wo der Boden kalkig und karg ist, findet man vermehrt Föhren, Kiefern, Fichten, Tannen und Lärchen. Dass wir dieses Naturparadies immer noch genießen können, verdankt Wien dem Journalisten Josef Schöffel. Denn gegen Mitte des 19. Jahrhunderts gab es Pläne, den Wienerwald zu roden, um die Holzwirtschaft anzukurbeln und Anbauflächen zu schaffen. Schöffel schrieb in vielen Artikeln dagegen an – und sollte sich mit seiner Überzeugung, den Wienerwald als Naturreservat zu belassen, durchsetzen.
Mehr Infos über den Wienerwald, Tipps für Ausflüge und Veranstaltungen wie den „Tag der Artenvielfalt” – unter: www.wien.info/de/sightseeing/ausfluege/wienerwald
und www.bpww.at
Lobau
Drunt in der Lobau, wenn ich das Platzerl nur wüßt,
Drunt in der Lobau hab ich ein Mädel geküßt;
Ihre Augerln war’n so blau
Als wie die Veigerln in der Au
Auf dem wunderlieben Platzerl in der Lobau!
Das ist der Refrain des berühmten, 1926 von Heinrich Strecker komponierten Wienerliedes. Und tatsächlich weiß der Textdichter (Fritz Löhner-Beda) nicht mehr ganz genau zu sagen, wo sich die Liebelei zugetragen hat. Kein Wunder: Die Lobau ist ein 22 Quadratkilometer großes Augebiet mit unzähligen Donau-Altarmen, riesigen Waldflächen und Überschwemmungsgebieten. Da kann man schon den Überblick verlieren!
Sie erstreckt sich auf Wiener Stadtgebiet vom Mühlwasser/Biberhaufenweg bis zum Kühwörtherwasser/Gänsehaufentraverse und ist ein Überbleibsel der sumpfigen, mäandrierenden Donau, die erst seit der Donauregulierung (1875) in ihrem heutigen Flussbett fließt.
Nahe dem Ölhafen Lobau kann man noch einen Teil des 4,2 Kilometer langen Donau-Oder-Kanals entdecken, der die obere von der unteren Lobau trennt – das Projekt wurde aber nie weiterverfolgt.
Ebenso wie der Wienerwald ist die Lobau ein Biosphärenpark – sie ist auch Teil des Nationalpark Donauauen. Wandernd oder Rad fahrend erreicht man die Lobau von der Donauinsel ganz schnell. Ihre Urwaldflächen, Trockenwiesen und romantischen Donau-Altarme sind schon seit dem Ersten Weltkrieg ein beliebtes Ausflugsziel viele Wiener – und der kindergerechte Naturlehrpfad Obere Lobau ist von der Buslinie 93A nur wenige Minuten entfernt.
Lobau-Infos unter:
www.bmlfuw.gv.at/umwelt/natur-artenschutz/feuchtgebiete/ramsar/untere-lobau.html
und Infos zum Naturlehrpfad unter:
www.wien.gv.at/umwelt/wald/erholung/nationalpark/freizeit/naturlehrpfad.html
Volks-Prater und Grüner Prater
Das heurige Jahr steht im Zeichen des Praters, denn er wird im April 250 Jahre alt. Und damit ist nicht nur der weltbekannte Vergnügungspark, der Wurstelprater gemeint, sondern das gesamte Freizeit- und Erholungsgebiet, das sich zwischen Donau und Donaukanal und vom Praterstern bis zum Innenhafen des Hafens Wien erstreckt.
Bis ins Jahr 1766 war es nur dem Adel vorbehalten, den Prater zu betreten, denn er wurde als herrschaftliches Jagdrevier genutzt. Angeblich wurden hier neben Wildschweinen und Hirschen sogar Wölfe und Braunbären gejagt. Erst Joseph II. öffnete das weitläufige Wald- und Auengebiet für die Allgemeinheit. Heute führt die Prater Hauptallee als Hauptverkehrsweg durch den 6km2 großen Freizeit- und Naturpark – vorbei an Wurstelprater, Stadionbad, Ernst-Happel Stadion, Trabrennplatz und Heustadlwasser zum Lusthaus. Südöstlich davon tun sich weitläufige, teils naturbelassene Wiesen und Auen auf, die von Reitern, Golfern, Läufern und Radfahrern genutzt werden.
Der Prater ist das Herzstück aller innerstädtischen Parkanlagen, mit vielen Sportplätzen, Lokalen und Cafés – und er ist 1981 an die U1, später an die U2 und an die S-Bahn angeschlossen worden. Seitdem nutzen ihn viele Wiener auch schnell zwischendurch – zum Spazierengehen, Liegen, Joggen oder auch nur zum Sonnen.
Infos unter:
www.wien.info/de/sightseeing/prater/hauptallee
und
www.wien.gv.at/umwelt/parks/anlagen/prater.html
Donauinsel
Was wäre Wien ohne die Donauinsel?! Und was täten leidenschaftliche Radler, Grillmeister, Sonnenanbeter und Rollerskater ohne die 21 Kilometer lange und 250m breite künstliche Insel, die von Klosterneuburg im Norden bis zum Ölhafen Lobau im Süden reicht?
Eigentlich wurde die Donauinsel in den Jahren 1972 bis 1988 als Hochwasserschutz bzw. zur Hochwasser-Regulierung errichtet – doch das ist, so scheint es, für die Wiener nur zweitrangig. Im Vordergrund stehen Freizeit-Vergnügungen, sportliche Aktivitäten und natürlich das berühmte Donauinselfest, das mit seinen Musik-Events alljährlich drei Tage lang Millionen von Menschen aus ganz Europa anzieht. Wer es ruhiger mag, der zieht sich in die weitläufigen Wald- und Wiesenareale ganz im Norden und im Süden zurück. Ganz gezielt wurden von den Planern Öko-Nischen geschaffen, um Fauna und Flora einen Raum zur Ausbreitung zu bieten. So wurden bei der Erbauung 1,8 Millionen Bäume und Sträucher gesetzt und 170 Hektar Wald angelegt, wobei auch viele Altbaumbestände erhalten und in das Gesamtkonzept integriert wurden. Es lohnt sich, mit offenen Augen über die Donauinsel zu flanieren und zu entdecken, was alt und was neu angelegt ist.
Infos zu Freizeitangeboten und Grillplätzen unter:
www.wien.gv.at/umwelt/wasserbau/donauinsel
Alles zum diesjährigen Donauinselfest unter:
www.donauinselfest.at
Lainzer Tiergarten
Eigentlich ist der Lainzer Tiergarten ein Teil des Wienerwaldes – aber da seine 2.450 Hektar Wald- und Wiesenfläche mit einer hohen Mauer umgeben ist, wird er eher als eine eigene, abgeschlossene Grünfläche wahrgenommen. Die rund 22 Kilometer lange Mauer um den Tiergarten wurde 1787 fertiggestellt. Folgt man ihr, kann der Tiergarten entlang des Wanderwegs „Rund um den Lainzer Tiergarten“ von sportlichen Wanderern oder Radfahrern leicht an einem Tag umrundet werden. Innerhalb der Mauer ist der Lainzer Tiergarten ein einzigartiges Wildnis-, Freizeit- und Familienparadies mit Waldspielplätzen, Naturwiesen, Lehrpfaden, Picknickgelegenheiten, Gasthäusern, Aussichtsplätzen und natürlich vielen Tieren (Damwild, Hirsche, Rehe, Mufflons und die berühmten Lainzer-Tiergarten-Wildschweine).
Trotz der exponierten Lage sind die sechs Eingangstore auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Aber Achtung: Je nach Jahreszeit gelten unterschiedliche Öffnungszeiten.
Infos zu Erreichbarkeit und Öffnungszeiten unter:
www.wien.gv.at/umwelt/wald/erholung/lainzertiergarten/eintritt.html
Weitere Infos und Freizeitangebote unter: www.lainzer-tiergarten.at