Die Wurmflüsterer mit der Kiste
David Witzeneder wollte Biomüll sinnvoll verwerten. Heute ist er Unternehmer und hat aus seinem Bedürfnis zu nachhaltiger Mülltrennung ein Geschäftsmodell gemacht, bei dem Würmer eine sehr wichtige Rolle spielen.
Wie kommt man auf die Idee, eine Wurmkiste zu bauen?
Alles begann als Student der Agrarwissenschaften, als ich in Wien lebte und mich ärgerte, dass ich den Biomüll aus Mangel an Alternativen in den Restmüll werfen musste. Das hat mich zum Nachdenken und Tüfteln motiviert. Für meinen Prototyp der Wurmkiste interessierten sich sofort Freunde und Bekannte.
Das hat ja offenbar gut geklappt …
Ja, sehr! Mittlerweile stehen meine Wurmkisten in ca. 7.000 europäischen Wohnungen. Wir haben verschiedene Modelle und Varianten für unterschiedlichen Bedarf. Ganz entscheidend für die Entwicklung war, dass mein Bruder Thomas Tischler ist. Wir haben zu Beginn die Wurmkiste an die Kundenwünsche angepasst und viel dabei gelernt.
Wie funktioniert die Wurmkiste genau?
Im Schnelldurchlauf erzählt, etwa so: Zuerst werden die Mikroorganismen tätig und schließen die Oberfläche des Abfalls auf, um sich mit den gewonnenen Stoffen zu vermehren. Die Kompostwürmer haben keine Zähne und saugen an ihnen. Die Mikroorganismen bereiten den Biomüll auf, die Würmer vertilgen sie mit den festen Substanzen, und so entsteht Kompost, den man zum Düngen verwenden kann. Es riecht übrigens nach Wald
und stinkt nicht!
Was löst die Kiste bei den Menschen aus?
Man schaut öfters nach, wie es den Würmern geht, weil man weiß, da drinnen geht etwas Spannendes vor sich. Ein anderes Phänomen ist, dass die Menschen mehr gärtnern, weil sie mit der Erde etwas Sinnvolles machen wollen.
Wie kann die Wurmkiste die Welt ein wenig besser machen?
Wurmkompostierung hat ein großes Potenzial und ist ein einfacher Beitrag, den jeder leisten kann. Dann kann der Verwertungsprozess gleich im Wohnzimmer stattfinden. Auch wenn man den Biomüll in die Biotonne gibt – es muss trotzdem ein Lkw kommen, der es zur Kompostieranlage bringt. Die Leute fahren dann hin und holen sich die Erde. Aber eigentlich kann man das selbst ganz einfach in die Hand nehmen.
Wurmkiste hat auch einen informativen YouTube-Kanal mit Videos zum Selbstbau und weiteren Hilfestellungen bei der Pflege der Wurmkiste und ihrer Bewohner.
Foto: wurmkiste.at