60 ist das neue 40:
Ab wann ist man alt?
Einerseits wird unsere Gesellschaft immer älter, das zeigt die Alterspyramide. Andererseits scheinen die Älteren immer jünger zu werden – oder es werden zu wollen. Warum die 60er die neuen 40er sind, warum die Farbe Beige nicht mehr so gut ankommt wie früher – und welche Vorteile es hat, alt zu sein.
Altersgrenzen lösen sich auf: im Verhalten und in der Mode.
Seit den 1970er Jahren ging die Zahl der Neugeborenen in Mitteleuropa kontinuierlich zurück und pendelte sich auf einem niedrigen Niveau ein – zugleich machen die Fortschritte in der Medizin und eine gute und gesunde Lebensführung uns Menschen immer älter. Unsere Gesellschaft wird also – ob wir wollen oder nicht – mehr und mehr zu einer Alters-Gesellschaft werden. Sie wird also das, was jedem einzelnen Menschen höchstpersönlich ebenfalls bevorsteht. Fraglich ist nur, wie wir mit unserem Alter umgehen. Werden die Alten im jünger? Es scheint so.
Denn früher konnte man bei älter werdenden Menschen die sogenannte „Ver-Beige-ung“ beobachten. Also die Eigenart, sich ab einem gewissen Alter grau, beige, braun und mit gedeckten Farben zu bekleiden. Heute gehen Pensionisten in bunten Sneakers und in Jeans ins Fitnesscenter und danach in die Bar – oder noch zum Sprachkurs anstatt im Beserlpark Tauben zu füttern. So unterschiedlich kann Alter sein – und es scheint, als setzte sich zunehmend das jugendliche Altern durch. Nicht umsonst fühlen sich heute 60-Jährige oft wie die Menschen früher mit 40. Und sie möchten das auch jedem zeigen und beweisen.
Was ist eigentlich schlecht am Alter?
Fast jeder Mensch, den man fragt, fühlt sich jünger als es in seinem Pass steht – und er fühlt sich jünger als sein Umfeld. Alt sind immer nur die anderen. Aber warum hat das Altsein einen so schlechten Ruf? Warum verschweigen Menschen ihr wahres Alter und geben sich betont jugendlich im Gehabe, im Styling und in der Mode? Experten nennen als Grund für das negative Image des Alters die Assoziationen mit Gebrechlichkeit, Langsamkeit, Krankheit und Tod. Und daher steigt der Druck, dies zu verbergen: Wer aktiv ist, ist lange noch nicht am Ende. Natürlich ist gegen gesundes und aktives Altern nichts einzuwenden. Doch wenn wir das Altern mehr und mehr tabuisieren und aus unserer Gesellschaft verbannen, bleiben auch die ausgesprochen positiven Seiten dieser Lebensphase ausgespart.
Man könnte auch das Alter feiern – für seine Abgeklärtheit, für die Labsal der Entschleunigung, für die Erfahrung, die einen oft intuitiv das Richtige machen lässt oder für die Gelassenheit, die sich bei Jungen und Arbeitstätigen einfach aufgrund ihrer Lebenssituation nicht einstellen kann. Man könnte das Altern und das Alter auch als erstrebenswert empfinden.
50+, Best Ager, Golden Ager – sind das die neuen Pensionisten?
Aber ab wann ist man nun alt? Marketing und Wissenschaft geben zwar keine eindeutige Antwort, führen aber den Begriff Best Ager ein, und erzeugen damit neben den Erwerbstätigen und den Senioren eine dritte Kategorie. Best Ager oder auch Golden Ager genannt, beginnen bei etwa 50+. Das ist einigermaßen relativ – wie überhaupt, wenn es ums Alter geht, alles sehr relativ wird.
Fragt man einen 80-Jährigen, so wird er einen 50-Jährigen als Jungspund empfinden. Fragt man einen Jugendlichen, so wird er einen 35-Jährigen als jenseitig alt empfinden.
Vielleicht ist das Altern einfach etwas sehr Persönliches: Möglicherweise beginnt man dann alt zu sein, wenn man es als störend empfindet, darauf angesprochen zu werden. Genau dann ist man vermutlich alt.
Es heißt, man ist so alt wie man sich fühlt.
Ein Faktum, dem auch der Begriff des biologischen Alters gerecht wird.
Das biologische Alter setzt sich aus unseren (auch genetischen) Voraussetzungen und unserer Lebensführung zusammen. Ersteres müssen wir hinnehmen und akzeptieren – was Lebensführung betrifft, so kann man einiges machen, um die innere Uhr langsamer ticken zu lassen.
Hier die 10 wichtigsten Regler, an denen man am biologischen Alter drehen kann:
- Gesundes Essen: Besonders fett- und fleischlose Kost mit viel vegetarischen Anteilen halten den Körper fit.
- Bewegung und Sport: Die Sportart und Intensität sind nicht so wichtig – entscheidend ist, den Puls regelmäßig und für einen gewissen Zeitraum nach oben zu bringen.
- Guter Schlaf: Wer schläft, sündigt nicht – sondern regeneriert sich in dieser Zeit.
- Wenig(er) Stress: Entscheidend ist die Reduktion von Stresshormonen im Körper. Wie? Durch Pilates, Sport, Spielen eines Instruments, bewusste Atmung, weniger Arbeiten, weniger Ärger …
- Gewicht im Griff: Besser das aktuelle Gewicht halten, als brutale Diäten zu machen und dennoch jedes Jahr an einem Kilo zuzulegen. Hier kommen Punkt 1 und 2 ins Spiel.
- Kein Rauchen: Nichts lässt die Haut so altern wie das Rauchen – und es ist der Grund vieler Erkrankungen.
- Hautschutz: Apropos Hautalterung – immer mit dem richtigen Sonnenschutz in die Sonne.
- Gehirntraining: Damit ist nicht nur das Kreuzworträtsel gemeint, sondern jede Art der mentalen Aktivität. Eine durchbrochene Routine, ein neues Hobby, ein neuer Freund, eine Diskussionsgruppe …
- Freundeskreis: Nichts hält so jung, wie der Austausch mit anderen Menschen – ganz egal ob das Freunde, Familienmitglieder oder Nachbarn sind. Auch das Alter ist egal.
- Liebe und Körperlichkeit: Wer eine erfüllte Beziehung führt, hat Grund lange zu leben und langsamer zu altern – außerdem ist Berührung lebensnotwendig.