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Zerbrechliche Schönheit mit Zukunft

Die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten ist ein besonderer Ort voller geheimnisvoller Rezepturen und Herstellungsverfahren. Die kunstvoll gefertigten Stücke sind weltweit gefragt und beliebt. Wir haben mit Eigentümer Dr. Erhard F. Grossnigg einen Blick ins Innere der Produktion gemacht.

Die wichtigste Frage zuerst: Was hat Porzellan mit Erde zu tun?
Dr. Grossnigg: Sie ist ein wichtiger Bestandteil in der Herstellung. Vier natürliche Zutaten sind nötig, um Porzellan herzustellen – Feldspat, Porzellanerde, Quarz und Wasser. Das genaue Mischungsverhältnis ist ein gut gehütetes Geheimnis jeder Manufaktur.

Und was macht Porzellan so besonders?
Das Geheimnis um die Herstellung des Porzellans beschäftigte die westliche Welt, seit Marco Polo vor über 600 Jahren Knochenporzellan aus Asien nach Europa brachte. Porzellan ist als Werkstoff eine echte Diva und erfordert viel Einfühlungsvermögen, Hingabe und Kunstverstand.

Wie läuft eigentlich die Herstellung ab?
Grundsätzlich arbeitet man mit zwei Porzellanmassen – einer Gieß- und einer Drehmasse. Die Gießmasse kann sofort nach dem Ansetzen verarbeitet und in Formen gegossen werden. Die Drehmasse muss vor der Verarbeitung noch einige Zeit „mauken“. So nennt man das Reifen.
Für jeden Vorgang, egal ob gegossen oder von Hand gedreht wird, benötigt man Gipsformen, die jeweils der sogenannten Mutterform entstammen. Runde und offene Formen werden von Hand gedreht, getrocknet und von der Gipsform genommen. Hohle Formen wie Vasen oder Figuren werden gegossen, getrocknet und garniert. So nennt man das Zusammenfügen der Teile mit Porzellanschlicker.
Nach dem Verputzen und Trocknen kommt der erste Brand. Danach wird der Staub entfernt und ein kobaltblauer Bindenschild auf der Unterseite angebracht. Anschließend wird das Stück glasiert. Die Glasur besteht ebenfalls aus Feldspat, Porzellanerde, Quarz, Wasser und etwas Dolomit.
Der nächste Brand ist der Glasurbrand bei 1.380 °C. Er lässt das Porzellan um etwa 15 Prozent schrumpfen und verleiht ihm eine glasähnliche Oberfläche mit extrem hoher Druckkraft. Nun wird das fertige Stück noch von Hand geschliffen und erhält eine rundum glatte und geschmeidige Oberfläche.

Dann kommt die Malerei?
Ja, genau! Bei Augarten kommt die sogenannte Aufglasurtechnik zur Anwendung. Die Porzellanfarben – Metalloxyde, die mit feinstem Glas zu Farbpulvern vermalen wurden – werden mit Ölen sowie Balsamterpentin vom jeweiligen Maler nach jahrhundertealten Rezepten angemischt und mit Feder und Pinsel aufgetragen.

Was macht die Dekore so wertvoll?
Jedes einzelne wird von Hand gemalt und hat eine ganz eigene Geschichte. Die Ausbildung zum Porzellanmaler dauert drei Jahre – die echten Meisterdekore erfordern aber jahrelange Erfahrung und viel Fingerspitzengefühl der Meistermaler. Glanzpunkt vieler Dekore ist das 24-karätige Gold sowie Platin.

Sie haben trotz des hohen Produktionsaufwandes eine umfangreiche Produktpalette.
Das stimmt. Die Wiener Manufaktur bietet mehr als 25.000 unterschiedliche Porzellanstücke. Vom Fingerhut bis zur 80 Zentimeter hohen Bodenvase und von der barocken Mokkatasse bis hin zum modernen Eierbecher.

Wie unterscheiden sich diese Stücke in der Qualität?
Neben dem sogenannten Standardprogramm fertigt die Manufaktur Meisterstücke, die nur von echten „Meistern“ hergestellt werden können. Es sind besonders aufwändige Figuren, Bodenvasen in außergewöhnlichen Dimensionen oder eine Malerei, welche die Handschrift des Meistermalers trägt und so zum Gesamtkunstwerk wird.

Wie individuell kann bei Ihnen gefertigt werden?
Eine unserer besonderen Stärken – Manufakturarbeit im ursprünglichen Wortsinn – ist die Herstellung von maßgeschneidertem Porzellan für sehr individuelle Ansprüche. Das können besondere Dekore oder auch eigene Formen und Gegenstände exklusiv auf Kundenwunsch sein.

Hat Porzellan eine glanzvolle Zukunft?
Auf jeden Fall. Vor allem, wenn auf höchste Qualität und Perfektion in der Fertigung jedes einzelnen Stückes geachtet wird. Es ist nach Gold immer noch eine der wichtigsten Wertanlagen. Und das seit Jahrhunderten.

Foto: Augarten Wien

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