„Zwitschernde Vögel mag jeder“
Johann Gangl leitet das GESIBA Gärtnerteam und arbeitet mit seinen MitarbeiterInnen Tag für Tag daran, dass die GESIBA Wohnanlagen – und somit die gesamte Stadt – noch grüner werden. Wo dabei die Herausforderungen, aber auch die Potentiale liegen, erzählt er im Interview. Und verrät auch, welche seine persönliche Lieblingspflanze ist.
Grünflächen und Gärten in der Stadt stehen immer stärker im Fokus. Welche Auswirkungen haben Grünflächen auf die BewohnerInnen einer Wohnanlage?
Grünflächen erhöhen die Wohnqualität erheblich. Das Kleinklima wird verbessert (Schattenbildung und Kühlung, Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und Sauerstoffproduktion). Auch die Biodiversität wird erhöht. Insekten, Vögel und andere Tiere können sich ansiedeln. Alle diese Faktoren wirken sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen aus. Denn: Zwitschernde Vögel mag jeder.
Viele Menschen in der Stadt verfügen über keinen Garten, aber möglicherweise einen kleinen Balkon. Gibt es Möglichkeiten diesen so zu gestalten, dass auch die Natur (Insekten etc.) davon profitiert?
Prinzipiell gilt je größer der Pflanztrog, desto besser. Aber jeder noch so kleine Blumentopf bietet Platz für etwas Grünes oder Buntblühendes. Also worauf warten?!
Welche ist die perfekte Balkonpflanze?
Es gibt keine perfekte Balkonpflanze. Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters. Die Auswahl an dauerblühenden Sommerblumen (meist einjährig) ist hoch. Ich bevorzuge jedoch perennierende Pflanzen – wie zum Beispiel Lavendel oder Rosmarin.
Warum ist es wichtig, der Natur auch ihren Raum zu lassen und nicht jede Hecke und jeden Rasen akkurat zu schneiden?
Häufig gemähte Rasenflächen bestehen meist nur aus einer kleinen Anzahl aus verschiedenen Grassorten. Auf einer sogenannte „Wildwiese“ wachsen pro Quadratmeter eine Unzahl an verschieden Gräsern, Wildblumen und Kräuter. Durch den seltenen Schnitt kommen diese auch zum Blühen und säen sich wieder aus. Es entstehen Pflanzengesellschaften, die für den jeweiligen Standort (Boden-, Licht- und Wasserverhältnisse) typisch sind. Spezifische Insektengesellschaften stellen sich ein und letztendlich passen sich die höheren Tiere (Vögel und Säugetiere) dem vorhandenen Nahrungsangebot an. Ebenso verhält es sich bei den Gehölzen. Verschiedene Gehölze ziehen unterschiedliche Kleintiere an. Monokulturen sind immer schlecht, da sie besonders anfällig für Krankheiten und Schädlinge sind.
Wenn sie an den Wohnbau der Zukunft denken: Welche Potentiale gibt es bei Neuentwicklungen im Hinblick auf Natur und Grünflächen?
Begrünte Dächer sind fast schon Standard im urbanen Wohnbau. Mit der Fassadenbegrünung muss man sich noch intensiver beschäftigen. Möglichkeiten gibt es viele: Trogbepflanzung, vorgebaute Begrünungen oder Bepflanzungen direkt an der Fassade. Atrienhöfe gefallen mir persönlich sehr gut. In Zukunft wird es auch wichtig sein, neue Überlegungen in Planung einfließen zu lassen: Wie groß muss eine Wohnung sein? Wie ist die Lage zur Sonne bzw. Hauptwindrichtung? Wie groß sind die Fenster? Und vieles mehr.
Wie hat sich ihre Arbeit in den vergangenen Jahren durch die vorhandenen Entwicklungen verändert? In welchen Bereichen kam es zu einem Umdenken?
Im öffentlichen Grünraum geht man schön langsam weg von „zu Tode gepflegten Flächen“ hin zu Ökoflächen mit hoher Biodiversität. Bei der Wahl der Pflanzen geht die Tendenz eindeutig zu heimischen Arten. Exoten liegen nicht mehr im Trend. Pflegeleicht, heimisch, trockenresistent, langlebig und stadtfest – nach diesen Kriterien wird heute entschieden.
Welche GESIBA Wohnanlage haben besonders innovative Grünflächennutzungen und was macht diese so besonders?
Die GESIBA und ihre Architekten und Planer waren in vielen Bereichen Vorreiter – man denke an den Wohnpark Alt Erlaa oder an die Gasometer – und sind es immer noch. Auch die Wohnhausanlage Inzersdorferstraße 113 oder die Freyenthurmgasse 18 sind in diesem Zusammenhang zu nennen. In den letzten Jahren wurden in vielen Wohnhausanlagen Rasenflächen in Ökoflächen umgewandelt. Wichtig dabei ist es, die Mieter zu informieren. Ausgepflanzt werden fast nur heimische Pflanzen. Auf Chemieeinsatz – zum Beispiel im Pflanzenschutz – wird seit Jahren verzichtet.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Was ist ihre Lieblingspflanze und warum?
Ich habe keine Lieblingspflanze. Meine Sympathien gelten aber eindeutig heimischen Stauden und Kräutern wie zum Beispiel dem Johanniskraut, der Ringelblume oder dem Wiesensalbei. Sie bestechen nicht nur durch Schönheit, sondern sind auch wunderbar zu verwenden. Sei es in der Küche oder in der Kräuterapotheke. Und ein blühendes Klatschmohnfeld gefällt wohl allen Menschen, denke ich.
Copyright: GESIBA und Johann Gangl