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Unser Zuhause bietet uns Geborgenheit

Wenn Uwe Linke sich mit Wohnräumen beschäftigt, geht das über Fragen von Design und Einrichtung hinaus. Er gilt als Pionier im Bereich Wohnpsychologie und zählt zu den renommiertesten Experten im deutschsprachigen Raum. Im Interview spricht er über die Bedeutung von Kindheitserinnerungen für die eigenen vier Wände, wie man kleine Räume größer wirken lässt und darüber, dass Farben für jeden Menschen andere Bedeutungen haben.

Du beschäftigst dich schon seit vielen Jahren mit Räumen und diesbezüglich auch mit dem Zuhause von Menschen. Warum ist das eigene Zuhause für uns so wichtig?

Zuhause dürfen wir so sein, wie wir wollen. Natürlich müssen wir Rücksicht nehmen auf Menschen, mit denen wir zusammenwohnen. Aber wir müssen uns weniger darum kümmern, was die Gesellschaft denkt. Es ist ein Ort, der uns sehr viel erlaubt.

Du arbeitest als Wohnpsychologe. Was kann man sich darunter vorstellen?

Menschen kommen mit einer Fragestellung zu mir, mit einem Problem, dass sie lösen möchten. Also dass sie beispielsweise sagen: „Ich hab schon so viel probiert, aber es wird nicht gemütlich. Ich fühl mich nicht wohl.“ Da steckt meist mehr dahinter, als das, was wir als Dekoration und Einrichtung betrachten. Oft sind es Dinge, die im Lebenslauf, in der Beziehung oder der Familiengeschichte begründet sind. Gemeinsam finden wir dann heraus: Was bietet dir Geborgenheit? Hast du dir in der Kindheit vielleicht gerne Höhlen gebaut? Wo hast du dich schon einmal so richtig wohl gefühlt – das kann überall gewesen sein, bei einem Kumpel, im Hotel etc. – und was hat es dort ausgemacht?

Viele Menschen sind beim Gestalten ihres Wohnraums auch überfordert. Wie kann man sich die eigenen Bedürfnisse bewusst machen?

Beispielsweise in dem man einfach ganz unvoreingenommen in einen Raum geht und sich überlegt: Wo würde ich mich gerne hinsetzen? Wo würde ich gerne hinschauen? Es macht auch Sinn, sich zu überlegen, in welcher Höhe man einen Raum betrachtet. Wenn wir uns einen Raum anschauen, machen wir das meistens im Stehen. Im Alltag befinden wir uns aber viel öfter auf Sitzhöhe.

In einem Interview sagst du: Wohlfühlen ist kein Luxusgut. Kann man auch mit einem kleinen Budget eine Wohlfühloase schaffen?

Natürlich. Ich berate viele Menschen, die überhaupt nichts Neues kaufen wollen, sondern aus dem was sie haben, etwas Besseres machen möchten. Das funktioniert zu 99,9 Prozent. Wir werden nicht dadurch unglücklich, dass wir zu wenige oder falsche Produkte haben. Vielmehr geht es darum: Wie empfängt uns ein Raum? Wie sind die Farben? Wie kommt uns das Licht entgegen? Ein Großteil meiner Arbeit besteht darin, dass wir Dinge umstellen und die Leute dann sagen: Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen. Potential ist fast immer vorhanden, man muss es nur sehen.

Angenommen jemand lebt in einer kleinen Wohnung und wünscht sich ein Zuhause, mit großzügigen Räumen. Was würdest du ihm empfehlen? Gibt es Tricks und Kniffe, die Räume größer wirken lassen?

Ich empfehle in kleinen Räumen eine minimalistische Ausstattung und eine strenge Anordnung an vorhandenen Linien. Das beruhigt die Ansicht. Ebenso sollten immer Flächen im Raum sein, die nicht gestaltet sind und optischen Freiraum bieten. Also lieber kleine Beistelltische seitlich der Couch statt einem größeren Tisch vor der Couch. Oder wenn man kleine Fenster hat, kann man bei diesen ein halbtransparentes Rollo anbringen, dass größer ist als das eigentliche Fenster. Dadurch, dass das Licht von hinten kommt, leuchte das gesamte Rollo und ich habe eine viel größere, helle Fläche.

Welche Auswirkungen können Farben auf einen Wohnraum haben?

Farbe wirkt immer, weil sie uns auf unbewusster Ebene erreicht. Allerdings gibt es viele Fehleinschätzungen, die sich hartnäckig halten: „Weiß ist neutral“. Nein, denn man spürt den Unterschied, ob man auf einer weißen Ledercouch oder auf einer beigen Stoffcouch sitzt. Farbe ist auch immer Material und damit verändert sich unsere Assoziation damit. „Dunkle Farben machen den Raum klein“ ist ein weiteres Vorurteil. Auch das stimmt nicht. Dunkle Farben erzeugen Tiefe. Schau einmal in eine klaren Nachhimmel: Fühlt sich das klein und eng an?

Gibt es bestimmte Farben, die für bestimmte Räume besonders geeignet sind?

Das wird immer wieder kommuniziert, doch würde ich nie pauschal Farben empfehlen. Wer in einem Schlafzimmer zur Ruhe kommen will, findet mit einem Grünton wahrscheinlich Beruhigung. Wir speichern aber auf subjektiver Ebene auch Erinnerungen mit Farben ab. Wenn jemand negative Assoziationen mit der Farbe Grün hat, ist der Grünton im Schlafzimmer kontraproduktiv. Grundsätzlich geht es bei allen Veränderungen immer um die Fragen: Was will man erreichen? Welches emotionale Bedürfnis soll gestillt werden?

Zum Abschluss: Gibt es Dinge, die ganz grundsätzlich die Gemütlichkeit eines Raumes erhöhen?

Das Wort Gemütlichkeit ist sehr breit interpretierbar. Ich vermute, dass die meisten sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben. In jedem Fall empfehle ich aber Wohntextilien – also Vorhänge, Teppiche und Kissen – um die Akustik im Raum zu verbessern und eine angenehme Haptik zu haben. Gemütlichkeit kann durchaus reduziert sein, aber sie darf nie kalt wirken.

Copyright: Stephan Glathe

Was sagt die eigene Wohnung über den Menschen aus? Uwe Linke im Interview mit der ARD.

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