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Sommergenuss im Grünen

Insbesondere Großstädte werden gerne als Betonwüsten bezeichnet, und zweifellos zählt eine dichte Bebauung zur Charakteristik einer Stadt. Doch wer in Wien die Natur schätzt, wird sie auch finden – ohne lange suchen zu müssen.

Die Schwärmerei für die Natur kommt von der Unbewohnbarkeit der Städte. Dieses Zitat stammt von niemand Geringerem als dem berühmten deutschen Autor Bertolt Brecht. Bezüglich der Schwärmerei für die Natur kann man Brecht durchaus zustimmen, denn zweifellos können wir Menschen uns für die Schönheit der Natur begeistern. Zudem ist es mittlerweile erwiesen, dass die Natur positive Effekte auf unser Wohlbefinden hat – sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht. Einen Erklärungsansatz dafür liefert die Theorie der Biophilie. Diese besagt, dass wir Menschen eine „innere Geneigtheit zum Lebendigen“ haben. Daher wirkt der Umgang mit Pflanzen und Tieren auf uns ebenso erholsam wie natürliche und lebendige Landschaften.

Dennoch kann man Brecht beim zweiten Teil seiner Aussage widersprechen, denn es gibt unzählige Menschen, welche die Stadt als Lebensraum schätzen – und sie keineswegs für unbewohnbar halten. Gleichwohl ist aber ebenso klar: Auch Menschen, die den Lebensraum bevorzugen, brauchen die Natur. Daher ist es  umso wichtiger, dass die Natur auch in Städten ihren Platz findet. Die Stadt Wien hat diesbezüglich einige Besonderheiten zu bieten.

Grün und einzigartig

Nicht ohne Grund wurde Wien von der kanadisch-amerikanischen Consulting-Agentur Resonance auf Platz 1 im Ranking der „The World’s 10 Greenest Cities“ gewählt. Berücksichtigt wurde dabei neben Aspekten wie öffentlicher Verkehr, Nutzung von erneuerbaren Energien oder Luftqualität auch das Vorhandensein von Grünflächen und öffentlichen Parks. Letztere waren – neben dem öffentlichen Verkehr – ein wesentlicher Aspekt für die Wahl zum ersten Platz. Denn der Anteil an Grünflächen ist durchaus beeindruckend: 53 % der gesamten Wiener Stadtfläche ist Grünfläche.

Einen wichtigen Anteil daran haben die Donau-Auen. Diese sind zugleich eine weitere Besonderheit: Rund ein Viertel des Nationalparks Donau-Auen liegt auf dem Wiener Stadtgebiet. Wien ist somit die einzige europäische Metropole mit einem international anerkannten Nationalpark. Auf einer Strecke von insgesamt 36 Kilometern – natürlich auch außerhalb Wiens – fließt die Donau frei durch das Gebiet. Durch die Nichtregulierung schwanken die Pegelstände enorm, wodurch die Auen immer wieder „neugestaltet“ werden und Lebensraum für unzählige Pflanzen- und Tierarten bieten.

Doch auch für die Bevölkerung ist der Nationalpark als Naherholungsgebiet von großer Bedeutung. Quer durch den Nationalpark führt ein Weitwanderweg sowie Österreichs Radroute Nr. 1, der Donauradweg. Der Eintritt ist natürlich frei, wodurch das Gebiet allen Menschen offensteht. Zudem wartet ein umfangreiches Programm mit zahlreichen Naturerlebnissen und Angeboten zur Wissensvermittlung auf BesucherInnen. Die enorme Beliebtheit
und die Lage auf Stadtgebiet bringen aber auch Herausforderungen: Vielen BesucherInnen ist gar nicht bewusst, dass sie sich in einem Nationalpark befinden und daher entsprechende Regeln gelten, um die Natur zu schützen. So ist es beispielsweise wichtig, dass die Menschen die markierten Wege nicht verlassen, um keine Pflanzen zu zerstören oder Tiere aus ihrem Lebensraum zu vertreiben.

Schutz und Erholung

Etwas weiter flussaufwärts auf der Donau gibt es ebenfalls eine Besonderheit der Stadt Wien: die Donauinsel. 1969 beschloss die regierende SPÖ gegen den Widerstand der ÖVP den Bau der „Insel“, deren primäre Funktion der Hochwasserschutz ist. Zugleich ist sie jedoch für viele WienerInnen ein Ort geworden, an dem sie unzählige Sommerstunden verbringen. Dank der Donauinsel verfügt Wien über einen rund 42 Kilometer langen Strand mit zahlreichen öffentlichen und frei zugänglichen Badeplätzen. Gepflegte Liegebereiche, Stege, Grillzonen, aber auch kommerzielle Einrichtungen wie Gastronomie-Angebote, Bootsverleih oder Wakeboard-Lift sorgen dafür, dass sich die Insel eines enormen Zuspruchs erfreut und zweifellos die Attraktivität der Stadt steigert. Große Bekanntheit hat die Donauinsel – auch außerhalb von Wien – noch dazu bei all jenen erlangt, welche die Natur gerne freizügig genießen. Im nördlichen Teil der Insel befinden sich zwei der weltweit größten in der Nähe einer Großstadt gelegenen FKK-Bereiche.

Mäh und bssss

„Wien ist anders“. Der von offizieller Seite gerne bemühte Slogan gilt im Hinblick auf die Donauinsel nicht nur bezüglich der einzigartigen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Als Beweis dient eine Headline von orf.at aus dem letztjährigen Frühling: „Neue Schafe ‚mähen‘ auf Donauinsel.“ Bereits in den Jahren zuvor wurden während der Sommermonate Schafe auf der Donauinsel gehalten, um die dortigen Wiesen zu mähen. Letzten Frühling wurden nun neue „MitarbeiterInnen“ für die Jahre 2022, 2023 und 2024 angeworben. Was erst einmal lustig klingt und zu Wortwitzen à la „Rasen-Määäh-er“ anregt, hat einen durchaus sinnvollen Hintergrund. Die Schafe sind Teil eines EU-Projekts zur klimaschonenden und CO2-sparenden Pflege von Naturräumen. „Schafbeweidung ist eine nachhaltige, umweltschonende Methode der Wiesenmahd, sie verringert den Einsatz von Maschinen, denn die Schafe stoßen als umweltfreundliche Rasenmäher keine Abgasschadstoffe aus und sind leiser als maschinelle Rasenmäher“, erklärte etwa die für die Donauinsel zuständige Stadträtin
Ulli Sima im vergangenen Jahr. Etwas weniger auffällig, dafür deutlich zentraler in der Stadt haben andere Nutztiere ein Zuhause gefunden – die Bienen. Insgesamt gibt es über 5.000 Bienenstöcke in Wien, manche davon quasi in Toplage: Bereits seit fast zehn Jahren befinden sich am Dach des Wiener Rathauses mehrere Bienenstöcke. Im alten Baumbestand des Rathausparks finden die Tiere wertvolle Nahrung. Insgesamt produzieren die „RathausBienen“ rund 180 Kilogramm Honig pro Jahr. Dieser wird für gute Zwecke, beispielsweise für Charity-Events, verwendet. Und auch in Kulturkreisen haben die Bienen ein Zuhause gefunden. So befinden sich auch zwei Bienenstöcke in der Turmstube der Wiener Oper, die von Oper-MitarbeiterInnen mit einer Leidenschaft für Imkerei betreut werden.

Wein und Gurken

Ein weiteres Thema, das im Zusammenhang mit Natur in der Stadt erwähnt werden muss, ist die Landwirtschaft. Durchaus bekannt ist der Weinbau in Wien. Einst wurde gar innerhalb der Stadtmauern im ersten Bezirk Wein angebaut, heute befinden sich die Reben insbesondere an den nördlichen Stadträndern. Der herkunftstypische Wein ist der „Gemischte Satz“. Für diesen müssen zumindest drei weiße Qualitätsweinrebsorten gemeinsam in einem Wiener Weingarten angebaut werden.

Doch auch abseits vom Weinbau spielt die Landwirtschaft in Wien eine bedeutende Rolle. Das lässt sich anhand einiger überraschender Fakten belegen: So ist die Stadt Wien der größte Biobetrieb Österreichs. Rund 2.000 Hektar Fläche werden von der Stadt selbst bewirtschaftet, die dort angebauten Produkte werden zum Teil unter dem Bio-Label „Wiener Gusto“ vertrieben. Und: Wien ist nicht nur die österreichische Bundeshauptstadt, sondern auch Gurkenhauptstadt. Zwei von drei Gurken, die in Österreich wachsen, werden auf dem Wiener Stadtgebiet angebaut.

Urban Gardening

Auch wer selbst einen Garten pflegen oder Gemüse anbauen möchte, hat in Wien zahlreiche Möglichkeiten. In Simmering etwa beim 11er Garten, direkt vor den Wiener Gasometern. Auf einer Fläche von 1.700 m² können GärtnerInnen jeweils fünf Quadratmeter pachten und diese ganzjährig bewirtschaften. Ähnliche Projekte gibt es in unterschiedlichen Größen in fast allen Bezirken. Als zentrale Anlaufstelle wurde „Garteln in Wien“ der Bio Forschung Austria eingerichtet. Dort finden Interessierte alles Wissenswerte über bestehende Gartenprojekte. Ebenso findet man dort auch alle Informationen, wenn man selbst die Initiative für ein Gartenprojekt in Wien ergreifen möchte. 

Auf und um den zahlreichen GESIBA-Wohnanlagen gibt es ebenfalls ausreichend Platz, um den BewohnerInnen einen Garten mitten in der Stadt zu bieten. So etwa auf dem Dach eines Objekts in der Biotope City am Wienerberg. In 42 Hochbeeten wachsen dort Salate, Tomaten, verschiedene Beerensorten und vieles mehr. Außerdem gedeihen zahlreiche Wildblumen am Dach des Gebäudes, die vielen Insektenarten Schutz bieten.

All diese Beispiele zeigen eines ganz klar: Wien ist keine Betonwüste. Wer etwas genauer hinschaut, sich informiert und auch einmal das eigene Grätzl für eine Erkundungstour – beispielsweise an die Stadtränder – verlässt, wird schnell feststellen: Es gibt ganz schön viel Natur in dieser Metropole.

Ein paar Gründe, warum Wien Platz 1 im Ranking der „The World’s 10 Greenest Cities“ belegt hat, erfährt man in diesem Video:

Copyright Beitragsbild: Adobe Stock

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