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Seit sechzig Jahren frische Filme – die Viennale

Die Viennale ist eine Erfolgsgeschichte, die jedes Jahr neue Kapitel schreibt. Sie macht die Filmstadt Wien zu einem Treffpunkt internationaler Kulturschaffender und gewinnt auch beim Publikum immer mehr an Relevanz.

Eine Gruppe von österreichischen Filmjournalisten, darunter die späteren Viennale-Direktoren Sigmund Kennedy und Edwin Zbonek, wollte im Ödland des österreichischen Films zwischen Heimatfilm, Antel-Revuen und seichten Schwänken etwas Besseres machen. Und so veranstaltete man auf eigene Faust und ohne finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand im Jahr
1960 eine „Internationale Festwoche der interessantesten Filme des Jahres 1959“.
Aus der Not geboren erwies sich die Initiative der verzweifelten Journalisten als großartiger Startpunkt einer Erfolgsgeschichte. Ab etwa 1968 begann die Veranstaltung an Reputation und Form zu gewinnen. Es folgte eine Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum, und auch die Subventionen machten eine Expansion möglich. Mehr Filme brachten mehr Zuschauer und mehr kreative Spielräume. Ab etwa Ende der 1980er-Jahre war die Viennale das, was sie heute ist: ein vielbeachtetes internationales Festival mit Neuerscheinungen, Retrospektiven und Spezialprogrammen. Verschiedene Direktoren von Werner Herzog über Wolfgang Ainberger/Alexander Horwath bis hin zu Hans Hurch setzten Akzente, ohne die Grundstruktur zu verändern.
Seit 2018 leitet die renommierte Filmexpertin Eva Sangiorgi die Viennale. Sie hat als Leiterin derartiger Festivals Erfahrungen in Europa, Süd- und Mittelamerika gesammelt und gilt als Fachfrau, die interdisziplinär arbeitet. Besondere Aufmerksamkeit gilt sowohl einem jungen Publikum als auch jungen Filmschaffenden. Letztere sollen durch das Festival breitere Bekanntheit bekommen und sich vernetzen können.

Die Viennale blickt auf 60 Jahre Geschichte zurück. Was ist das Rezept, um in dieser Zeit relevant zu werden und zu bleiben?
Eva Sangiorgi: Das Kino unterliegt einem ständigen Wandel. Die Viennale besitzt die Feinfühligkeit, diesen Rhythmus einzufangen und die Aufmerksamkeit auf alle beteiligten Akteurinnen und Akteure, die großen sowie die kleinen, zu lenken. Es gelang ihr, Publikum, Filmkultur und Filmschaffende zu verbinden.

Inwieweit bedingen sich die Filmstadt Wien und die Viennale? Oder in anderen Worten: Welche Qualitäten, die ein Filmfestival haben muss, gibt es nur in Wien?
Das Besondere an der Viennale ist ihre Verbindung zu der Atmosphäre der Stadt, klassisch und urban zugleich. Da sie in historischen Kinos stattfindet, verbindet sie sich mit der Geschichte und der Faszination der Stadt.

Ist die Viennale eine Art Leitstern, von dem viele andere Festivals in Österreich profitieren? Tauschen Sie Ideen aus? Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Jedes Festival in Österreich hat seine eigenen Ziele, Vorgaben und Besonderheiten – aber natürlich tauschen wir uns aus und kommunizieren miteinander. Ich habe großen Respekt und Wertschätzung für die Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen. Wir versuchen natürlich, jegliche Probleme und Kollisionen zu vermeiden – es ist eine natürliche Koexistenz.

Das Konzept „Kino-Circuit“ wurde speziell für diese außergewöhnliche, schwierige Zeit entwickelt. Wie funktioniert es genau, und was können die Viennale-Besucherinnen und -Besucher davon erwarten?
Der Kino-Circuit ist ein Kreis an Programmkinos, die für die 58. Viennale zusammenarbeiten, um mehr Vorstellungen bei weniger Sitzplätzen zu ermöglichen. Er entstand aus dem Bestreben, gemeinsam unsere Community aus Kino- und Wien-Liebhaberinnen und -Liebhabern zu stärken. In diesem Jahr, das ein spezielles ist, werden wir Vorstellungen in fünf weiteren Spielstätten zeigen können – zusätzlich zu unseren fünf Haupt-Spielstätten. Dies ist eine Antwort auf die eingeschränkte Platzanzahl in den Kinos: Wir planen mehr Wiederholungen der Vorstellungen, um unserem Publikum Karten zu allen Vorstellungen zu gewährleisten.

Ein Blick in die Zukunft: Wie wird die Viennale in 20 Jahren aussehen?
Die Viennale wird auch in Zukunft ein wichtiges Festival sein, vor allem aufgrund ihres einzigartigen Merkmals, frei von Weltpremieren und Wettbewerb zu sein. So ist sie vielmehr von Qualitätsmerkmalen geleitet und in der Lage, das Fortwähren der Filmkultur zu beobachten und mitzunehmen. Was die technologische Infrastruktur betrifft, wird die Viennale auch in 20 Jahren auf dem neuesten Stand sein und gleichzeitig doch immer mehr in der Geschichte und der Tradition des Films und des Kinos verwurzelt sein.

 

Wer seine Vorfreude auf das Festival vergrößern möchte, der kann sich auf dem YouTube-Channel des Festivals die Trailer und Video-Interviews der vergangenen Jahre ansehen.
Hier der Trailer der diesjährigen Viennale:

Den diesjährigen Viennale-Trailer verdanken wir einer der großen Filmemacherinnen der Gegenwart, Alice Rohrwacher. Auf 16mm-Filmmaterial gedreht, spielt er mit dem Geheimnis der Schöpfung und der Magie von Licht und Schatten, aus der das Kino geboren wird. Er ist eine Anrufung der Rückkehr zur Unschuld, die die Voraussetzung einer jeden neuen Entdeckung ist, die antreibende Kraft des ewigen Lebenskreislaufes. Ein Auszug aus Pablo Nerudas „Oda a la manzana“ (ODE AN DEN APFEL), vom Autor selbst vorgetragen, preist zugleich den Film, den kostbaren Moment einer Wiederentdeckung und den einer Neuschöpfung: „Cuando mordemos / tu redonda inocencia / volvemos / por un instante / a ser / también recién creadas criaturas / aún tenemos algo de manzana.“ (Wenn wir deine runde Unschuld beißen, sind wir wieder für einen Moment auch eben erst geschaffene Kreaturen: sogar wir haben etwas von einem Apfel.)

Tiefe Einblicke ins Metier bieten auch die Interviews, wie die Masterclass mit der deutschen Filmregisseurin und Drehbuchautorin Angela Schanelec:

Foto: Hellmut Goebl

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