Mehr als nur in der Natur sein
Achtsamkeit in der Natur (AiN) ist eine naturbezogene Achtsamkeitspraxis. Dabei geht es darum, die Natur nicht nur zu genießen, sondern sich auch mit ihr aktiv zu beschäftigen. Und auch damit, was sie bei einem selbst auslöst.
Menschen halten sich gerne in der Natur auf und genießen deren Wirkung. Besonders im urbanen Umfeld, wo die Naturflächen nicht immer üppig vorhanden sind, gewinnt dies an Bedeutung. Allerdings treten nur wenige Menschen dabei wirklich mit der Natur in Kontakt. Genau da setzt „AiN“ an. Die Abkürzung steht für „Achtsamkeit in der Natur. Es handelt sich dabei um eine naturbezogene Achtsamkeitspraxis, die die Natur und ihre Wirkungen auf den Menschen in den Fokus stellt.
In der naturbezogenen Achtsamkeitspraxis ist Natur nicht einfach nur Kulisse. Vielmehr wird sie als Teil einer achtsamen Begegnung wahrgenommen. Bei AiN werden also keine Übungen durchgeführt, die auch in Räumen ohne Naturbezug durchgeführt werden können. Es werden auch keine Bilder imaginiert. So stellt man sich zum Beispiel keinen See vor, sondern beschäftigt sich mit einem See, wenn er tatsächlich da ist – zum Beispiel, wenn man an seinem Ufer steht. Es geht darum, zu ergründen, was der Anblick eines Berges, einer Blume, eines Vogels oder eines Sonnenaufgangs bei einem Menschen auslöst.
Mit allen Sinnen
Die Natur wird mit allen menschlichen Sinnen wahrgenommen. Man riecht an Gräsern, lauscht nach den Geräuschen des Waldes und schmeckt unterschiedliche Pflanzen. Dabei versucht man einen spielerischen Zugang zu diesen Eindrücken zu erlangen und sie auf einen wirken zu lassen. Aus diesen Konsequenzen werden Schlussfolgerungen gezogen, die sich auf das menschliche Leben anwenden lassen.
Naturerfahrungen erleichtern die Achtsamkeitspraxis
Für viele Menschen ist Achtsamkeit in der Natur besonders leicht. Schließlich gibt es dort weit weniger Ablenkungen und äußere Einflüsse als an anderen Orten. Naturerfahrungen haben Eigenschaften, die es ermöglichen, einfacher und teilweise auch tiefer in die Haltung der Achtsamkeit zu gelangen. Dabei kommt es zu einer positiven Wechselwirkung: Die Naturerfahrung hilft der Achtsamkeitspraxis und die Achtsamkeitspraxis der Naturerfahrung.
Achtsamkeit in der Natur kann auf unterschiedliche Art und Weise eingeübt werden. Welchen Weg dabei der jeweils zielführende für den einzelnen Menschen ist, hängt von persönlichen Vorlieben und individuellen Entscheidungen ab. Aber auch die Beschaffenheit der Natur, mit der man gerade konfrontiert ist, hat einen großen Einfluss. Achtsam sein bedeutet, die Aufmerksamkeit bewusst zu lenken und bei dem zu bleiben, was gerade passiert. Einzelne Situationen sind aber immer vielfältig. Es ist möglich, die Natur ausschließlich mit einzelnen Sinnen wahrzunehmen. Genauso besteht aber auch die Möglichkeit, aus der Gesamtheit aller Sinneseindrücke einen atmosphärischen Eindruck zu gewinnen.
Dinge ausprobieren
Das Zusammenspiel von Natur und Mensch – bzw. menschlichen Körper – kann ein Experimentierfeld sein. Man schließt die Augen, lässt sich von der Natur berühren oder zeichnet mit dem eigenen Körper eine Landschaft nach. Der Mensch erkundet, wo er sich aktuell befindet und wer sich sonst noch an diesem Ort aufhält. Und er tritt dabei mit anderen Lebewesen in Beziehung – egal ob Tier oder Mensch. Bei Zweiterem ist der Austausch von Gedanken und Gefühlen zentral. Denn achtsam in der Natur und bei sich zu sein, schließt Interaktion mit anderen nicht aus. Ganz im Gegenteil: Das Konzept von Achtsamkeit in der Natur ermöglicht einen solchen Austausch erst.
Achtsamkeit in der Natur ist ein Konzept, dass sehr simpel ist. Trotzdem braucht es zu Beginn professionelle Anleitung, um den größtmögliche Wirkung zu erzielen. Angebote dazu gibt es hier.
Interview mit Prof. Dr. Caroline Rosenthal zum Thema Achtsamkeit durch meditatives Gehen in der Natur:
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