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„Es muss für möglichst viele passen“

Der öffentliche Raum in der Stadt ändert sich andauernd. Betroffen davon sind so gut wie alle Menschen, die in der Stadt leben, arbeiten oder einfach nur dort verweilen. Über Veränderungen bestimmen aber oft nur einige wenige. BürgerInnenbeteiligungsprozesse sind eine Möglichkeit, um unterschiedliche Perspektiven in die Planung von Veränderungen einzubeziehen. Johannes Posch von PlanSinn Planung & Kommunikation GmbH begleitet so einen Prozess in der Gumpendorfer Straße im 6. Bezirk. Im Interview erklärt er, wie ein Beteiligungsprozess für BürgerInnen aufgebaut ist und was die Besonderheit der „Gumpi“ ist.

 

Nicht allen Menschen ist der Begriff „BürgerInnenbeteiligung“ geläufig. Können Sie diesen kurz erklären?

Es handelt sich dabei um eine informelle und gut strukturierte Form, wie sich Menschen, für die der öffentliche Raum in der Stadt relevant ist, in Veränderungsprozesse einbringen können.

Die Antwort führt gleich zum nächsten Begriff, der etwas Erklärung benötigt. Was kann man sich unter einem Veränderungsprozess vorstellen?

In einer Stadt verändern sich andauernd Dinge. Vieles davon ist auch geplant. Das kann die Umgestaltung eines zentralen Platzes sein oder die Sanierung eines Straßenzugs oder auch die Aufwertung eines Beserlparks. Egal um welche Art und Größenordnung von Veränderung es sich handelt, es ist wichtig und produktiv, die Menschen, die davon betroffen sind, miteinzubeziehen. Dabei gilt es auch, passende Gelegenheiten zu nutzen: Wenn etwa eine Straße aufgerissen werden muss, weil neue Leitungen verlegt werden, sollte man die AnwohnerInnen und NutzerInnen dieser Straße vorab befragen, welche Änderungen noch gewünscht sind. Im Optimalfall können diese gleich auch berücksichtigt und umgesetzt werden.

Warum ist es wichtig, dass diese Menschen miteinbezogen werden?

Das vielperspektivische Betrachten von Räumen ist eine wichtige Sache. Nicht nur ExpertInnen haben ernstzunehmende Meinungen dazu. Durch Beteiligungsprozesse erhält eine größere Personenanzahl die Möglichkeit, Ideen einzubringen und Entscheidungen mitzugestalten oder auch nachzuvollziehen. Ich denke, das sind die zentralen Punkte. Dabei ist es wichtig, über die individuellen Bedürfnisse hinauszugehen und in das kollektive Denken hineinzukommen. Nur so kann sich der Raum so verändern, dass es für möglichst viele gut passt.

Wie sind solche Beteiligungsprozesse aufgebaut?

Da gibt es durchaus unterschiedliche Ansätze. Wenn es dabei um Veränderungen im öffentlichen Raum geht, arbeiten wir sehr stark qualitativ. Wir fragen zu Beginn einmal nach, welche Qualitäten in dem Raum vorgefunden werden soll – also wie soll der Raum sein und was soll in diesem Raum möglich sein. Das ist oftmals gar nicht so leicht auf dieser Ebene zu bleiben, da viele Menschen sehr konkrete Vorstellungen haben, wie etwas aussehen sollte. Zu Beginn ein breites Meinungsbild einzuholen ist aber sehr wichtig und kann beispielsweise durch eine Onlineumfrage passieren.

Gumpi-Standl

Copyright: PlanSinn Planung & Kommunikation GmbH

Wer nimmt an solchen Umfragen teil?

Online erreicht man natürlich nicht alle gleichermaßen. Daher kombinieren wir Online-Umfragen gerne mit analogen Fragebögen, Straßeninterviews oder auch ExpertInnengesprächen. Danach geht es in die Co-Kreation. Dieses neumodische Wort heißt nichts anderes, als dass wir versuchen, die verschiedenen Perspektiven und Menschen in Workshops an einen Tisch zu bringen. Dabei werden die wichtigsten Aspekte herausgearbeitet. Aus denen formulieren wir dann Leitsätze für die Gestaltung und in weiterer Folge entstehen die ersten konkreten Entwürfe für Umgestaltungen. Diese Aufgabe übernimmt meist ein Planungsbüro. In dieser Phase entstehen die ersten konkreten Bilder für den zukünftigen Raum.

Sie arbeiten gerade an dem BürgerInnenbeteiligungsprozess in der Gumpendorfer Straße im 6.Bezirk. Können Sie das Projekt kurz erklären?

Bei „Die Gumpi wird zukunftsfit“ handelt es sich um einen Beteiligungs- und Planungsprozess. Wir (Anm. d. Red.: PlanSinn) übernehmen den Part der BürgerInnenbeteiligung und der Kommunikation. Die Planung wird von der Landschaftsarchitektin Carla Lo durchgeführt. Seit Ende Februar ist die erste Phase des Prozesses – die Onlineumfrage – abgeschlossen. Im März und April sind wir mit dem „Gumpi-Standl“ an mehreren Plätzen auf der Gumpendorfer Straße vor Ort, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ihre Meinungen zu hören. Anschließend wird in Workshops mit Bewohner*innen und lokalen Organisationen das Leitbild der Gestaltung entwickelt. Darauf aufbauend entwickelt Carla Lo dann ihre Gestaltungsvorschläge.

Was ist das Besondere an der Gumpendorfer Straße?

Wenn es um räumliche Veränderung bzw. Umgestaltung geht, dann ist das Projekt in der Gumpendorfer Straße aktuell wohl eines der größeren zusammenhängenden Vorhaben im urbanen Raum. Die Straße hat eine Gesamtlänge von 2,4 Kilometern und durchquert einen ganzen Bezirk, ist gewissermaßen seine Lebensader. Man muss sich auch vor Augen halten, wie viel Fläche das ist. Das wird oft unterschätzt und es steckt viel Potential darin. Was sich bereits nach der ersten Phase des Beteiligungsprozesses zeigt: Die Straße wird von vielen Menschen als sehr verkehrsbelastet wahrgenommen und es gibt einen großen Wunsch nach mehr Grün und Aufenthaltsqualität.

Wie lange dauert es in so einem Prozess, bis die ersten Ergebnisse sichtbar werden?

Das ist je nach Prozess natürlich sehr unterschiedlich. Aber generell sprechen wir da schon von recht langen Zeiträumen. In der Gumpendorfer Straße sollen die ersten Umbauten bereits im Jahr 2025 sichtbar sein.

Johannes Posch von PlanSinn

Copyright: PlanSinn Planung & Kommunikation GmbH

Johannes Posch ist Gesellschafter und Geschäftsführer bei PlanSinn Planung & Kommunikation GmbH. Er gestaltet und begleitet kreative partizipative Entwicklungsprozesse in Stadtteilen, Nachbarschaften und sozialen Organisationen. Wie zum Beispiel derzeit den Beteiligungs- und Planungsprozess „Die Gumpi wird zukunftsfit“ in der Gumpendorfer Straße in Mariahilf, oder auch Lokale Agenda 21 Prozesse in Wieden und der Donaustadt, oder den Klimaneutralitätsfahrplan für die Stadt Steyr.

www.plansinn.at

Die deutsche Friedrich-Ebert-Stiftung erklärt BürgerInnenbeteiligung auf einfache und anschauliche Weise:

Copyright Beitragsbild: Markus Steinbichler, Gebietsbetreuung

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