•   Der LifestyleBlog von Gesiba   •

Der öffentliche Raum als Gestaltungsraum

David Reumüller ist in vielen unterschiedlichen Kunstrichtungen unterwegs. Er macht Musik, entwirft Installationen und malt Gemälde. In der Deinhardsteingasse in Ottakring hat er eine alte Parkgarage verhüllt und sie dadurch für viele Menschen erst wirklich sichtbar gemacht. Im Interview erzählt der gebürtige Steirer, wie er erstmals mit Kunst in Kontakt kam, was ihn an Verhüllungen interessiert und wie Menschen auf seine Kunst im öffentlichen Raum reagieren.

Kannst du dich noch erinnern, wie du das erste Mal mit Kunst in Kontakt gekommen bist?

Nicht wirklich. Aber ich hatte im Gymnasium eine Zeichenlehrerin, die davon überzeugt war, dass ich auf eine Kunstschule muss. Darum habe ich mich im Jahr darauf dann auf der HTL für Bildnerische Kunst Ortweinschule in Graz wiedergefunden. An was ich mich auch erinnern kann: Schon als Kind war ich von den Bühnenbildern des örtlichen Theatervereins sehr angetan. Mich hat begeistert, dass die einfach ganze Räume für eine Vorstellung bauen.

Du bist Musiker, entwirfst Installationen und malst auch. Es scheint so, als ob du dich künstlerisch nicht festlegen willst.

Mich haben schon immer unterschiedliche Dinge interessiert. Ich bin absolut kein Spezialist in einem gewissen Bereich. Für mich ist die grundsätzliche Idee das Interessante, also das dahinterliegende Konzept und die Gedanken dazu. Manchmal entsteht daraus eine Malerei und ein anderes Mal ist es eine Installation. Ich will mich da gar nicht selbst einschränken.

Bei der Garage Grande in der Ottakringer Deinhardsteingasse wurde aus einer Idee eine riesige Malerei, die eine leerstehende Parkgarage bedeckt. Wie kam es dazu?

Ich habe 2015 im Sjarjah Art Museum (Vereinigte Arabische Emirate) eine Wandmalerei gemacht und darüber nachgedacht, wie es sein würde dort zum Abbruch stehende Gebäude mit Texturen zu verhüllen. Das Thema Verhüllung finde ich sehr spannend. Egal ob es sich um Gebäude oder Menschen handelt. Was stellen wir voran, also was zeigen wir her. Und was verstecken wir lieber. Dann habe ich Barbara Mayer von der Gebietsbetreuung in Ottakring kennengelernt und sie hat mir von der Garage Grande erzählt. Ich war sofort begeistert von dem Projekt.

Das Kunstwerk, dass du an der Garage Grande angebracht hast, trägt den Titel „Untitled“. Kannst du die Idee dahinter erklären?

Wie gesagt, ich finde Verhüllungen sehr spannend. Darum habe ich meine Tochter mit Stoffen bedeckt und davon Fotos gemacht. Aus diesen digitalen Fotografien habe ich dann eine Textur entwickelt, die vom Aussehen her einer Landschaft ähnelt. Diese wurde dann aus zwei verschiedenen Perspektiven auf die Parkgarage projiziert und das Muster mit Farbe auf die Oberfläche übertragen.

Copyright: Paul Bauer

Wie kann man sich das vorstellen? Du stehst mit einem Topf Farbe auf einer großen Leiter und malst tagelang die Fassade an?

Fast! Ich war nicht allein, sondern habe ein Team aus sechs befreundeten Künstlern und Künstlerinnen gehabt. Gemeinsam haben wir vierzehn Nächte lang – untertags wäre die Projektion aufgrund der Helligkeit nicht sichtbar gewesen – die Garage Grande bemalt. Statt Leitern haben wir elektrisch betriebene Steiger verwendet. Und die Silikatfarbe wurde tatsächlich mit Pinseln aufgebracht.

Wie waren die Reaktionen darauf?

Sehr unterschiedlich – das ist auch das Spannende an Kunst im öffentlichen Raum. Man befindet sich in keinem geschützten Raum, wie einem Museum. Menschen werden mit der Kunst konfrontiert, die so etwas nicht gut finden oder einfach nur für unnötig halten. Das haben uns manche auch direkt so gesagt. Andere wiederum haben uns stundenlang zugesehen und uns sogar Schnapstee gebracht. Die Nächte waren schon recht kalt (lacht).

Nimmt man so negative Reaktionen als Künstler persönlich?

Ich tue das nicht und kann die Reaktionen verstehen. Es gibt Menschen, die haben ganz andere Sorgen, als das jemand ein Gebäude anmalt, das dann sowieso abgerissen wird. Und mir liegt es auch fern, diese Menschen mit meiner künstlerischen Arbeit auch noch zu provozieren. Das interessiert mich nicht. Aber ich sehe es schon als etwas Positives, dass diese Garage den Menschen jetzt wieder auffällt. Davor wurde sie größtenteils gar nicht mehr wahrgenommen. Manchmal muss man die Dinge scheinbar verhüllen, damit sie wieder sichtbar werden.

Copyright: David Višnjic

Wer noch mehr über den öffentlichen Raum in Verbindung mit Kunst und Kultur erfahren möchte, sollte sich das Video der Heinrich-Böll-Stiftung ansehen:

Sie verwenden eine veraltete Version von Internet Explorer!

Wir raten Ihnen dringend zu einem kostenlosen Update!

Dadurch surfen Sie schneller und sicherer, erhalten die bestmögliche Darstellung von Websites und können moderne Funktionen nutzen. Aktualisieren Sie am Besten jetzt gleich!

Firefox Chrome Safari Opera Explorer
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner