•   Der LifestyleBlog von Gesiba   •

Eiszapfen

Gut gegen Nordwind

Im Norden von Europa ist der Winter bekanntermaßen lang, dunkel und hart. Sogar für gestandene Skandinavier bedeutet es eine Herausforderung, von Oktober bis weit in den April hinein energiegeladen und gut gelaunt zu bleiben. Wir haben uns informiert, mit welchen Strategien Nordländer gut über die Runden kommen – vielleicht können wir uns davon etwas abschauen? Und was bedeutet für Norweger, Schweden und Finnen ein gelungenes Weihnachtsfest?

Kennen Sie das Postamt vom Weihnachtsmann? Nein?
Santas Main Post Office
FIN-96930 Napapiiri

Hier, direkt am finnischen Polarkreis nahe der Stadt Rovaniemi gelegen, schaut der Weihnachtsmann angeblich täglich vorbei und begutachtet Tonnen von Weihnachtspost aus aller Welt. Und dann beantwortet er sie auch mit einem kleinen Geschenk – sofern die Briefe bis zum 3. Dezember einlangen. Das mag so funktionieren oder auch nicht. Letztlich kann man es nur selbst ausprobieren und schauen, ob da wirklich etwas dran ist, ob da wirklich was zurückkommt.

Sicher ist hingegen, dass wir hierzulande den Winter, die Kälte und die Weihnachtszeit traditionell immer auch mit dem hohen Norden verbinden. In unseren Wohnzimmern stehen Nordmann-Tannen, wir wissen, dass der Schlitten des Weihnachtsmannes von Rentieren gezogen wird, und wenn bei uns die Tage kürzer und die Nächte länger werden, bekommen wir einen vagen Eindruck vom Winterleben in Skandinavien: klirrende Kälte, trüb-dunkle Tage und vereiste Weiten so weit das Auge reicht – und das von Oktober bis März! Was auf den ersten Blick nicht besonders einladend wirkt, kann dennoch sehr gemütlich sein. Norweger, Schweden, Finnen und Dänen sind Experten darin, aus harten Umweltbedingungen das Beste zu machen – und zeigen uns vor, wie’s gehen kann!

 

 Schneemann

Schlechtes Wetter, gute Laune

Im Winter ist die Sauna der wohl beliebteste Aufenthaltsort in Skandinavien. Allein in Finnland kommen auf 5,5 Millionen Einwohner rund 2 Millionen Saunas. Was bei uns manchmal zu einem Hochleistungssport stilisiert wird, ist im Norden Europas ein beinahe tägliches Vergnügen für alle. Bei moderaten 80 Grad versammeln sich Familien, Freunde und sogar Geschäftspartner auf den Fichtenbrettern und genießen es, wenn wohltuende Wärme die klammen Zehen und Hände durchströmt. Obwohl die Entspannung und Kontemplation im Vordergrund stehen, ist der Saunagang auch ein gesellschaftliches Ereignis, bei dem Freundschaften gepflegt und Geschäftsabschlüsse gefeiert werden. Höhepunkt ist neben dem Aufguss natürlich die Abkühlung, die besonders erfrischt, wenn man in das Eisloch eines Sees springt oder in einen eiskalten Bach. Um die Durchblutung der Haut zu fördern, liegen oft Birkenzweige bereit, mit denen man sich sanft über den Rücken schlägt. In jedem Fall kommt so der Kreislauf auf Touren, gute Stimmung stellt sich ein – und die Kälte ist in den nachfolgenden Stunden viel leichter zu ertragen – von den vielen gesundheitlichen Vorteilen des regelmäßigen Saunierens ganz zu schweigen.

 

 

Draußen zuhause

Trotz der ungemütlichen Bedingungen verbringen Groß und Klein im Winter ebensoviel Zeit im Freien wie im Sommer.
Neben langen Spaziergängen und dem Herumtollen im Schnee sind Langlaufen, Skifahren, Snowboarden, Schlittschuhfahren und Eishockey sehr beliebt. Einerseits hält die Bewegung fit und vermindert die Gefahr von Erkältungskrankheiten – andererseits soll das spärliche Tageslicht so gut wie möglich ausgenutzt werden. Das durch die Augen aufgenommene Licht ist das beste Mittel gegen die sogenannte Winterdepression, die in Gegenden mit nur drei Stunden Helligkeit pro Tag selbstverständlich droht.

Draußen und im Schnee zu sein macht einfach Spaß, wenn man richtig gekleidet ist. Und so soll der Spruch: „Schlechtes Wetter gibt es nicht, aber schlechte Kleidung“ angeblich aus dem Norden Europas stammen. Funktionale Winterkleidung besteht aus atmungsaktiver Unterwäsche, darüber eine Schicht Fleece oder Wolle. Die Außenschicht soll wind- und wasserfest sein, aber dennoch die Feuchtigkeit vom Körper nach außen ableiten. An sehr kalten Tagen empfiehlt sich ein gefütterter Einsatz in der obersten Kleidungsschicht.

 

 

Koffein, Kultur, Kontakt

Wieder zurück im Haus lieben es Skandinavier sehr warm und gemütlich. Dabei helfen zwei Dinge ganz besonders: Dreifach verglaste Fenster und Unmengen von Kaffee! Damit die Wärme in der Wohnung gut gespeichert wird, sind Fenster mit dreifacher Verglasung mittlerweile in manchen Regionen per Bauordnung verpflichtend. Freiwillig ist hingegen der Konsum von Kaffee – aber umso beliebter. Durchschnittlich werden in Finnland 12,1 Kilo pro Jahr und Kopf verbraucht, in Norwegen und Dänemark rund 9 Kilo. Der EU-Schnitt liegt bei 4,9 Kilo – und sogar im Kaffee-Land Italien werden nur 5,5 kg verbraucht. Das gemeinsame Kaffeetrinken bei Festen, in der Familie und am Arbeitsplatz mit den Kollegen ist ein wichtiger Faktor in skandinavischen Gesellschaften.

Überhaupt wird dem Miteinander und den gemeinschaftlichen Tätigkeiten viel Platz eingeräumt. Möglicherweise ist das notwendig, um der harten Natur zu trotzen. Auf jeden Fall ist es angenehm und hat positive Effekte auf das Kulturleben. So fällt etwa im Norden die ungewöhnlich hohe Anzahl an Museen auf. Egal, ob die Themen Technik, Kunst, Handwerk, Natur oder Geschichte sein mögen – an den freien Tagen oder langen Museumsabenden ist der Andrang enorm – und dabei sind Touristen noch nicht einmal eingerechnet.
Genauso beliebt sind auch Kinos und Theater. Vielleicht ein Grund, warum viele der besten und bekanntesten Regisseure aus den nicht gerade bevölkerungsstarken Ländern Schweden, Dänemark und Finnland stammen.

 schlitten

 

God Jul: So feiert man im Norden

So wie bei uns ist natürlich auch in den nordischen Staaten das Weihnachtsfest der Höhepunkt des Winters. Und ebenso wie bei uns wird Weihnachten noch nach dem einen oder anderen heidnischen Ritus gefeiert. Das Julfest der Wikinger ist historisch gesehen die Basis für skandinavische Weihnachtsfeierlichkeiten. Hjul bedeutet „Rad“ und steht für den Sonnenkreis, der mit der Wintersonnenwende abgeschlossen ist – und wieder beginnt.

In Norwegen beginnen die Weihnachtsfeiern am 13. Dezember mit dem Lucia-Fest. Kinder gehen an diesem Tag singend mit brennenden Kerzen durch die Gegend und verteilen Gebäck. Am 23. wird der kleine Heilige Abend gefeiert – mit Fisch, Bier und spezieller „julebrus“, einem Weihnachtskracherl, für die Kinder. Als Nachtisch gibt es Milchreis, in dem eine Mandel versteckt ist. Wer sie am Teller hat, erhält ein Geschenk. Eine Schüssel Milchreis wird auch vor die Tür gestellt, damit der Kobold „nissen“ milde gestimmt wird und mit vollem Bauch von bösen Streichen Abstand nimmt. Die große Geschenkübergabe erfolgt dann am Heiligen Abend – traditionell durch den Weihnachtsmann, den „julenissen“. Am 25. wird „lutefisk“ geschmaust – ein Stockfisch, zu dem aber auch eingelegter Hering und Würstchen serviert werden. Danach ziehen wieder die Kinder los – in der Hoffnung, singend die eine oder andere Süßigkeit abzustauben.

Ganz ähnlich der Ablauf in Schweden: Nach dem Lucia- Tag erreicht das Fest am Heiligen Abend seinen Höhepunkt. Auf den Jul-Schinken freuen sich Schweden schon das ganze Jahr – und auch auf die Geschenke, die der Weihnachtsmann, der „jultomten“ bringt.

Finnland nimmt für sich selbst in Anspruch, Heimat des Weihnachtsmannes zu sein. Der „joulupukki“ lebt auf einem Berg in Lappland, dem Korvatunturi. Allerdings weiß niemand, wo sich dort der Eingang zum Reich des joulupukkis befindet. Gesichert ist, dass er verheiratet ist. Fix ist auch, dass er vier Weihnachts-Wichtel beschäftigt, die das ganze Jahr über nichts anderes zu tun haben, als Geschenke anzufertigen. Die werden dann am Heiligen Abend bei der Bescherung verteilt. Zuvor allerdings, wie könnte es anders sein, treffen sich alle Familienmitglieder in der Sauna und saunieren sich einen ordentlichen Hunger an. Das Festmahl danach ist dreigängig – man startet mit Fisch-Vorspeisen, geht im Hauptgang zu einem gebackenen Schinken über und lässt sich als Nachspeise Milchreis mit Preiselbeersirup schmecken. Ein guter Schluck Glühwein, der „Glögi“, darf dabei nicht fehlen.

Tannenwald

Übrigens: Am 24. Dezember zu Mittag wird in der Stadt Tampere für das ganze Land der Weihnachtsfrieden ausgerufen.
Dieser 500 Jahre alte Brauch ist für Finnen bindend und wird zumindest drei Tage lang eisern eingehalten. Eine Tradition, die man gern auch weltweit übernehmen und auf die restlichen 362 Tage des Jahres ausdehnen könnte.

Sie verwenden eine veraltete Version von Internet Explorer!

Wir raten Ihnen dringend zu einem kostenlosen Update!

Dadurch surfen Sie schneller und sicherer, erhalten die bestmögliche Darstellung von Websites und können moderne Funktionen nutzen. Aktualisieren Sie am Besten jetzt gleich!

Firefox Chrome Safari Opera Explorer
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner