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Beliebt, vergessen, wiederentdeckt:
Wienerlied und Heurigenmusik

 

Griaß eich die Madln, servas die Buam!
Schätzungen gehen davon aus, dass in der rund 150 jährigen Geschichte des Wienerliedes an die 70.000 einzelne Stücke entstanden sind, von denen ein paar Hundert heute noch bekannt sind und gespielt werden. Dieses spezielle musikalische Genre ist abwechslungsreich, eingängig, traurig, lustig und mit viel wienerischem Lokal-Kolorit versehen – und vermutlich deswegen so erfolgreich und langlebig. Zeit, für einen kurzen Blick auf seine Geschichte und aktuelle Verfassung.

Ein echtes Wienerlied ist eigentlich ein Ländler, der einmal laut, einmal leise, schnell und dann sofort wieder langsam gespielt wird – und sich durch häufigen Rhythmuswechsel auszeichnet. Und fast jeder kennt die Themen, um die es in den Texten geht: Liebe, unerfüllte oder herbei ersehnte Liebe, Wein und Weinseligkeit, das Goldene Wiener Herz, der Tod und die „guade oide Zeit“. Je nach politischer Großwetterlage waren die Lieder gesellschaftskritischer, verklärender, schnulziger oder frecher.

 

Wie sich eine Musikrichtung entwickelt und fast untergeht

Dabei hat das Wiener Lied seinen Ursprung um 1700 in den geselligen Studenten-Gesängen und den Liedern der Bänkelsänger, Leierspieler und Harfenisten im 18. Jahrhundert.  Weil es einen Wildwuchs an herumträllernden Sängern und Spielleuten gab, wurden ab 1852 gewisse Regeln eingeführt – und damit in Folge auch die Qualität angehoben. Und so entwickelte sich aus Couplets, Kunstliedern, Operettenmelodien und Varietémusik eine speziell wienerische Musikgattung, die in Singspielhallen und beim Heurigen aufgeführt wurde – und deren erste Blütezeit nach dem 1. Weltkrieg zu Ende ging. Berühmte Interpreten und Pioniere waren Ignaz Nagel, Johann Moser, Hermann Leopoldi oder Alexander Girardi. Wienerlied und Heurigenmusik erlebten in der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre und in der Nazizeit ihren Niedergang und wurden erst nach dem zweiten Weltkrieg, vor allem durch den legendären Heurigenwirt Schmid Hansl, wieder populär.

 

Von der Weinseligkeit zur bitterbösen Satire

Aber auch Hans Moser, Paul Hörbiger und sogar Peter Alexander nahmen sich der fast vergessenen Tradition an – und brachten das Wiener Lied in den Film, Heinz Conrads sorgte für wöchentliche Verbreitung im Fernsehen.  Allerdings fanden die Schnulzenhaftigkeit und die verklärenden Texte nicht überall Gefallen. Eine junge Musiker- und Kabarettistengeneration machte sich in den 1970ern auf, um dem Wienerlied etwas mehr Biss und Boshaftigkeit einzuhauchen. Mit Stücken wie „Wean, du bist a Taschenfeitl“ oder dem „Krüppellied“ interpretierten André Heller und Helmut Qualtinger das Wiener Liedgut sehr kritisch und sarkastisch. Andere wiederum legten Wert auf die musikalische Weiterentwicklung: Karl Hodina und Roland Neuwirth fügten dem Wienerlied Jazz- und Rockmusiknoten hinzu und wurde somit zu Wegbereitern einer heute sehr lebendigen Wienerlied-Szene. Konzerte und Aufnahmen von Walther Soyka, Ernst Molden, Willi Resetarits, Kollegium Kalksburg, den Neuen Wiener Concert Schrammeln, Peter Ahorner oder den Strottern werden von einem breiten Publikum begeistert aufgenommen – und beweisen vor allem eines: Das Wienerlied ist einerseits beim Heurigen geblieben, andererseits im Konzertsaal angekommen.

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