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Salomes Wohnzimmer

Das Viertel rund um das Gerichtsgebäude in der Riemergasse hat sich schon mehrmals neu erfunden. Peters Operncafé Hartauer hat alle Änderungen überstanden und ist sich selbst so treu geblieben, wie es nur wahre Liebe möglich macht.

Peter Jansky ist ein Phänomen, eine Institution, ein Wächter über das Gute, Schöne und Musikalische. Und er ist Cafetier. Sein legendäres „Peters Operncafé Hartauer“ in der Riemergasse/Ecke Jakobergasse mag von außen ein klein wenig unscheinbar wirken: Doch wer es betritt, begibt sich in eine andere Welt. Eine wunderbare, zeitlose und liebevolle Welt voller Geschichten und magischer Klänge. „Musik ist meine Medizin. Und ich bin
quasi nie krank“, sagt Peter Jansky. Und wer den vitalen und energetischen Mann sieht, der hier seit 39 Jahren hier seine Leidenschaft zum Café macht, der glaubt sofort an die vorbeugende Wirkung von Liedern und Arien. Sie sind auch ständig im Hintergrund präsent. Oder eigentlich im Vordergrund, denn hier wird Oper in angemessener Lautstärke verabreicht. Als Hohepriester der Gesangskunst legt Peter Jansky Wert darauf, dass diese mehr als nur Berieselung ist.

Prolog in Salzburg
Der Prolog zum Operncafé spielt in Salzburg im Sommer 1981 im Sheraton Grand Hotel am Mirabellgarten. Dort wohnt in diesen Tagen die legendäre Kammersängerin Martha Mödl, um bei den Salzburger Festspielen zu singen. Der junge Peter hat einen tollkühnen Plan. Er will Mödl zur Eröffnung seines Operncafés einladen. Einfach so. Freunde halten ihn für naiv und allzu optimistisch. Man lädt ja auch nicht Picasso zur Vernissage einer kleinen Galerie ein, oder Lagerfeld zur Eröffnung einer Boutique. Doch Peter lässt sich nicht beirren. Er trifft seine Ikone im Mirabellgarten, erzählt ihr von seinem Plan und – bekommt eine Zusage.

Erster Akt mit Rosen
Der erste Akt des Operncafés spielt wenige Wochen später. Die Szenerie ist ein altes Wiener Tageskaffeehaus, dem Peter gemeinsam mit ein paar guten Freunden neuen Glanz verliehen und neues Leben eingehaucht hat. Der ideale Ort für Peter, den passionierten Gastronomen, um sich seinen Traum zu erfüllen. Die Eröffnung von „Peters Operncafé Hartauer“ ist an diesem Freitag, den 25. September 1981, für 22 Uhr 30 geplant. Peter hat viele Einladungen verschickt. Und es sind auch sehr viele Menschen gekommen. Auch schon vor 22 Uhr 30 im Glauben, dass man ja schon bis zum Beginn der Eröffnungsfeier drinnen warten könne. Aber Peter hatte einen anderen Plan. Die Tür ging nämlich erst auf, als Martha Mödl kam. Denn sie kam tatsächlich. Pünktlich fuhr ihre Limousine vor. Begleitet von ungläubigem Staunen der Gäste und ausgestattet mit einem prächtigen Strauß gelber Rosen betrat die Diva das Lokal und herzte den überglücklichen Peter mit den Worten: „Der Strauß ist für Sie. Heute ist ja Ihre große Premiere.“ „Das war der Moment, in dem ich gewusst habe, dass alles gut wird und alles möglich ist. Daran zu denken gibt mir heute noch Kraft … und eine Gänsehaut …“, sagt Peter Jansky. Er ist immer noch beseelt von diesem Moment.

Zentraler Ort für Oper
Und so kam es, dass sein Café zur Bühne für zahllose folgende Akte und Szenen wurde. Für junge Künstlerinnen und Künstler, die hier Liederabende mit Klavierbegleitung singen konnten. Für Gäste aus aller Welt, die hier mehr als ein weiteres Wiener Kaffeehaus erleben. Für Stars aus der Opernwelt, die wissen, dass hier der Ort ist, an dem man nach fulminanten Premieren ebenso willkommen ist wie nach misslungenen Proben.
Es ist aber auch Peters Bühne. Seine Auftritte sind präzise, leidenschaftlich und voller faszinierender Requisiten, zum Beispiel die gefühlt tausend Bilder und Portraits, welche die Wände zieren. Domingo, Carreras, Baltsa, Rysanek, Karajan und natürlich Martha Mödl und Ljuba Welitsch, die „Salome des Jahrhunderts“. Sie alle waren hier. Aber nicht nur einmal auf einen kurzen Sprung, sondern immer wieder. Mit José Carreras hat Peter Jansky hier die Idee für dessen Leukämie-Stiftung geboren. Mit Karajan nach anfänglich übergroßem Respekt zu einer Art Freundschaft gefunden. Auch eine große Taschenlampe zählt zu Peters Requisiten. Mit ihr schafft er es, wie mit einem Bühnenscheinwerfer, jene ins richtige Licht zu rücken, über die er gerade etwas zu erzählen hat. Hat sich die Welitsch da ein wenig bewegt, als sie Peters Lichtschein traf? Man würde sich nicht darüber wundern, an diesem magischen Ort.
Der Reigen der Requisiten setzt sich fort mit den bunten Streuseln, die jeden servierten Kakao schöner machen. Und natürlich mit den Schneeflocken. Bei Peter startet der Winter jedes Jahr am 1. November. An diesem Tag beginnt er damit, hunderte Schneef locken zu basteln. Die hängt er dann Anfang Dezember – unter Mithilfe eines opernbegeisterten Handwerkers – an die Decke. „Die Kinder erkennen immer sofort, dass es Schneeflocken
sind“, sagt Peter.
In der ruhigen Zeit von März bis Mai war Peter mit seinem Freund jeden Tag im Lokal. „Wir mussten die Vorräte verbrauchen. Lebensmittel wegzuwerfen bringe ich nicht übers Herz.“ Er hat die Zeit auch genutzt, um seine Erinnerungen aufzuschreiben. Endlich! Denn viele Gäste drängen ihn seit Jahren dazu, ein Buch zu schreiben. Jetzt ist es so weit. Gemeinsam mit einer Lektorin arbeitet er daran, um es nächstes Jahr – pünktlich zum 40-Jahr-Jubiläum fertig zu haben. Martha Mödl wäre stolz auf ihn.

Foto: Christoph Angerer

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