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Mit den Öffis unterwegs

 U-Bahn-Innen

Wenn wir in Österreich von Öffentlichen Verkehrsmitteln sprechen, meinen wir meistens U-Bahn, Straßenbahn, Busse und den Zugverkehr. Unter gewissen Bedingungen können auch Flugverkehr, Schifffahrt, Seilbahnen oder Aufzugsanlagen zum Öffentlichen Verkehr gezählt werden. Entscheidend ist jedoch immer – und das macht den Öffentlichen Verkehr aus –, dass alle Menschen Zugang dazu haben und dass die Tarifbedingungen fix vereinbart und veröffentlicht sind. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Öffis und ihre Geschichte.

 

Der Öffentliche Verkehr ist – so wie etwa die Wasserversorgung oder die Kanalbenützung oder der Rundfunk – Teil der Grundversorgung. Jeder in der Gesellschaft hat Anspruch darauf und niemand darf von der Benützung ferngehalten oder generell ausgeschlossen werden.

 

Ökologisch und gemeinschaftsfördernd – die Öffis

Aber um genau zu sein, „Öffentlicher Verkehr“ sagen bei uns sowieso die wenigsten. Wenn es um U-Bahn, Straßenbahn, Busse und S-Bahn geht, hört man eigentlich nur mehr „Öffis“ oder „die Öffis“. Und damit wird der Öffentliche Personennahverkehr bezeichnet, denn Fern- und Überlandverkehrsmittel fallen nicht darunter, es geht also um den Verkehr in der Stadt. In einer Stadt gibt es Individual-Verkehr (hauptsächlich Autoverkehr) und Öffentlichen Verkehr – wobei dieser eine wichtige soziale Funktion einnimmt, denn nicht jeder kann oder will sich ein Auto leisten. Und speziell für Pensionisten, Kinder und Familien ist die Bereitstellung von günstigen Verkehrsmitteln ein wichtiger Faktor zur Sicherstellung ihrer Mobilität. Abgesehen davon haben Öffis eine weitere Funktion: Man trifft sich und kommt oder bleibt in Kontakt mit anderen Menschen. U-Bahn, Bus und Bim fördern also die Integration der Menschen in einer Stadt. Die Punkte, die aber am meisten für die Öffis in der Stadt sprechen, sind ökonomische und ökologische – nämlich die hohe Kapazität und der geringe Flächenverbrauch. Ein voll besetzter Linienbus scheidet pro Fahrgast nur rund ein Viertel der Emissionen aus, die ein voll besetzter PKW pro Insasse ausscheidet. Abgesehen davon beträgt die durchschnittliche Belegung eines PKWs nur 1,3 Personen. Die verbrauchte Verkehrsfläche und Parkfläche pro Person sprechen in einer Stadt eindeutig für den Öffentlichen Verkehr.

Ein paar Zahlen zur Verdeutlichung: Ein Omnibus kann im Stadtverkehr rund 2.300 Personen pro Stunde transportieren, eine Straßenbahn auf eigener Trasse sogar bis zu 20.000. Ein Taxi hingegen nur 4–8 Menschen pro Stunde.

 

Wie alles begann – mit Bim, Bus und Bahn

Die Geschichte des Öffentlichen Nahverkehrs begann mit Fähren, die in regelmäßigen Abständen (also fahrplanmäßig) Menschen über Flüsse und Seen transportierten – und wurde durch ein paar Erfindungen im 19. und 20. Jahrhundert befeuert. Zu diesen Erfindungen zählen Pferde-Omnibus, Pferde- Bahn, Dampfmaschine, elektrische (Straßen-)Bahn, O-Bus, Motor- und Elektrobus und Magnetschwebebahnen. Durch die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert wurden Städte immer größer – und für viele Menschen der Weg in die Arbeit immer weiter und weiter und damit beschwerlicher. Zuerst wurde mit dem Ausbau von Pferdetrams darauf reagiert – doch schon ab 1890 begann der Siegeszug von elektrischen Straßenbahnen, die später sogar auf eigenen Trassen fuhren – und auch von U-Bahnen, die zuerst noch mit Dampf und dann (z.B. in London ab 1860) elektrisch betrieben wurden. Erst mit dem Aufkommen des PKWs in den 1950er Jahren sank die Zahl der Fahrgäste – und damit ging auch die Reduktion des Angebots (hinsichtlich Linienanzahl und Fahrfrequenz) der Öffis einher. Der Öffentliche Verkehr wurde von vielen als rückständig und unschick empfunden. Erst die Ölkrise, das Aufkommen der Umweltbewegung, die Entwicklung von effizienten Linienbussen und die Organisation in Verkehrsverbünden brachte den Öffis wieder eine starke Stellung im Verkehrsgeschehen zurück. Heute boomt der Öffentliche Nahverkehr in den Städten – und er wird von vielen Menschen als praktisch, umweltfreundlich, zuverlässig und entspannend hoch geschätzt.

 

Tram und Wien – eine 180 Jahre alte Beziehung

Das älteste gemeinsam genutzte Verkehrsmittel in Wien ist die Straßenbahn. Bereits 1840 zogen Pferde eine Bahn auf Holzschienen durch die Stadt – und zwar von der Rotenturmstraße in die Brigittenau. Diese Pferdebahn war aber noch privat und diente einem Unternehmer zur Belebung seines Geschäfts im 2. Bezirk. Ab 1865 führte die erste echte öffentliche Pferdetramway vom Schottentor nach Hernals und später nach Dornbach. Parallel dazu wurde die Ring Straßenbahn ausgebaut. Zur Zeit der Wiener Weltausstellung des Jahres 1873 hatte die Wiener Tramwaygesellschaft 554 Wägen auf 37 Kilometern in Betrieb. Erst die Inbetriebnahme der „Elektrischen“ im Jahr 1897 verdrängte die Pferdetrams in Wien – und so zog 1903 ein letztes Mal ein Pferd einen schweren Wagen durch die Stadt. Auffällig in Wien war, dass viele Frauen als Schaffnerinnen und Fahrerinnen für das Funktionieren der Straßenbahn sorgten – eine Folge des Männermangels nach dem Ersten Weltkrieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das zerstörte Straßenbahnnetz wiedererrichtet, auf Rechtsverkehr umgestellt – und ab dem Jahr 1964 wurde erstmals schaffnerlos gefahren. Eine echte Innovation war die Umstellung auf das Ultra-Low-Floor System (1998). Seitdem beträgt der Niveauunterschied von Straße und Einstieg nur mehr 19 cm – was das barrierefreie Einsteigen ermöglicht. Heute befördern 29 Tramlinien mit ca. 530 Triebwägen 300 Millionen Fahrgäste pro Jahr durch Wien – und die Wiener Bim ist sehr beliebt, weil die Wägen komfortabel sind, weil ein großes Gebiet erschlossen ist – und weil die Straßenbahnen in sogenannten Tangential-Linien wichtige Zubringer zu den U-Bahnen sind.

 

 

Vom Doppeldecker zum modernen Gelenkbus

Schon 1875 tuckerten probeweise Autos mit Otto-Motor in der Mariahilfer Straße auf und ab. Aber erst die Vienna Omnibus Compagnie begann mit einer frühen Buslinie vom Stephansplatz zum Südbahnhof. Die Stadt Wien übernahm die Gesellschaft und sprang 1907 mit zwei ersten Buslinien ein, die aber aus Mangel an Akzeptanz wieder durch Straßenbahnen ersetzt wurden. In der Zeit experimentierte man auch mit Strom-Oberleitungen – z.B. auf der Strecke Pötzleinsdorf–Salmannsdorf. Aber schon 1913 gab es 17 unterschiedliche Bustypen (auch Doppeldecker) – allesamt mit Benzinmotor ausgestattet. Diese rasante Entwicklung wurde allerdings von den beiden Weltkriegen nachhaltig unterbrochen. Erst ab den 1950er Jahren setzte die Wiener Stadtverwaltung zur Verbesserung der Infrastruktur auf den verstärkten Einsatz von Bussen. In Folge wurden 20 Straßenbahnlinien durch Buslinien ersetzt. Als man im innerstädtischen Bereich an den Grenzen der Kapazität anlangte, wurden 1963 erstmals lange Gelenkbusse verwendet. Heute hat das Busnetz in Wien eine Länge von 700 Kilometern – auf dem 500 Busse täglich ihre Fahrgäste befördern. Die Busse sind hochmodern – neben umweltfreundlichen, leisen, gasbetriebenen Fahrzeugen kommt seit kurzem auch der 18 Meter lange Mercedes-Citaro Gelenkbus zum Einsatz – speziell auf der beliebten Linie 13A, wo nun 128 Fahrgäste statt bisher 75 pro Bus Platz finden.

 

Einmal pro Tag um die Welt: die U-Bahn

Im Gegensatz zu London, Paris, Moskau oder Budapest hat es in Wien lange gedauert, bis man sich zum Bau einer U-Bahn durchringen konnte. Am 17.11.1966 beschloss die Gemeinde ein U-Bahn-Grundnetz zu errichten. Drei Jahre später erfolgte der Spatenstich am Karlsplatz. In der ersten Phase wurden 10 km U1, 4 km U2 und 16 km U4 größtenteils am historischen Stadtbahnnetz von Otto Wagner errichtet. Noch heute erkennt man ganz deutlich den Unterschied zwischen neuen und alten Stationen. Von 1982 bis 2000 kamen 13 km der U3 und 17 km der U6 dazu. Danach erfolgten die Verlängerungen der U1 in die Leopoldau und der U2 bis Aspern und weiter zur Seestadt. Aktuell wird heuer die U1 bis Oberlaa verlängert – und in Zukunft eine neue U5 errichtet. Der Vorteil der U-Bahn ist die Unabhängigkeit vom restlichen Verkehrsgeschehen – so werden in Wien täglich eine halbe Million Menschen über 41.000 km befördert – immerhin einmal pro Tag um den ganzen Äquator.

 

Das Netz wird größer: die Ausbaustufen bis 2028

Das Netz der Wiener Linien wird kontinuierlich ausgebaut, da es das Rückgrat des städtischen Verkehrs darstellt. In den kommenden Jahren soll die sog. Fahrgastmilliarde erreicht werden, also eine Milliarde beförderte Passagiere pro Jahr. Um das Ziel zu erreichen, werden verschiedene Buslinien beschleunigt und Trassen umgebaut. Die Straßenbahn-Linien 67, O und 25 werden verlängert, eine neue Linie, die Nummer 12, entsteht beim Nordbahnhof – vor allem aber wird ein neues U-Bahn-Kreuz geschaffen: Am Schnittpunkt Karlsplatz treffen sich in Zukunft auch die neue U5 (von Karlsplatz nach Elterleinplatz) und die verlängerte U2 (Seestadt nach Wienerberg). Man darf gespannt sein, wie die neue U-Bahn bis 2028 den Öffentlichen Nahverkehr in Wien beschleunigen wird.

 

 

 

 

Tipps zum Thema:


MOBILITÄT
Themenschau im Technischen Museum

technisches-Museum

Ein Urtraum des Menschen ist es, mobil zu sein. Am besten an Land, im Wasser und in der Luft. Das Technische Museum zeichnet mit 800 Exponaten die Geschichte des modernen, mobilen Menschen nach – jetzt auch mit einer eigenen Schau für Kinder.

Technisches Museum Wien
Mariahilfer Straße 212, 1140 Wien
www.technischesmuseum.at
Mo–Fr: 09.00–18.00 Uhr; Sa, So, feiertags: 10.00–18.00 Uhr

Kindererlebnisbereich mini mobil:
Mo–Fr: 09.00–17.45 Uhr; Sa, So, feiertags: 10.00–17.45 Uhr


 

BUCHTIPP
Wandern mit den Öffis

Das gute Öffi-Netz in und um Wien gibt Wanderern die optimale Möglichkeit, interessante Touren zu planen, die nicht unbedingt dort enden müssen, wo sie angefangen haben. Ulrich Hensler hat ein paar dieser Touren aufgezeichnet und beschreibt sie mit Anfahrt, GPS-Daten, Sehenswürdigkeiten und Einkehrmöglichkeiten. Von der Wachau bis Hainburg, vom Helenental bis ins Weinviertel: Wer ohne An- und Abreisestress wandern möchte, ist mit dem Buch bestens bedient.

Ulrich Hensler,
Wander-Erlebnis, Wandern mit den Öffis – Rund um Wien
Die 40 schönsten Touren
Verlag: KRAL, 160 Seiten, EUR 14,90


 

ROUTENPLANER
Gut mit den Öffis unterwegs

Der Routenplaner der Wiener Linien ist fast unverzichtbar, wenn man den günstigsten Weg von A nach B wissen möchte. Besonderes Plus: Auch die Gehzeiten von der Wohnung zum nächsten Verkehrsmittel werden mit angezeigt.
www.wienerlinien.at

Übrigens: Auf m.qando.at bzw. mit der mobilen App qando Wien können die nächsten Abfahrtszeiten aller Linien in der unmittelbaren Umgebung abgefragt werden. Und wer rund um Wien im Verkehrsverbund Ost-Region unterwegs ist,  chaut am besten auf www.vor.at, um die Route zu planen.


 

ÖFFI-BINGO
Wiener Erfahrungen

Kennen Sie schon das Öffi-Bingo? Geht ganz einfach: Sie setzen sich in einen Bus, in eine Straßenbahn oder in eine U-Bahn und fahren bis zur Endstelle. Dort steigen Sie aus und erkunden kurz die Umgebung. Dann steigen Sie wieder ein und fahren wieder bis zur Endstelle. Dort starten Sie erneut einen kurzen Spaziergang. So haben Sie Wien garantiert noch nie wahrgenommen. Ideal auch, um Fremden ein paar unbekannte Seiten von Wien zu zeigen.

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